Autor*innen-Porträts

Karl Simrock

28. August 1802 – 18. Juli 1876

Karl Simrock

Autor und Ort

Karl Simrock verbrachte mit Ausnahme einiger weniger Jahre sein ganzes Leben in Bonn. Sein Geburtshaus lag in der Bonngasse 35 (heute Oxfordstraße 1), wurde jedoch während des Zweiten Weltkriegs zerstört. 1834 zog er in ein Haus in der Acherstraße 239 (später Hausnummer 13), das seiner Ehefrau Gertrude Antoinette Ostler gehörte. Das Gebäude wurde 1962 abgerissen. 1837 kaufte Simrock seiner Schwester ein Grundstück auf dem Menzenberg im heutigen Bad Honnef ab und ließ dort das Hau­s „Par­zi­val“ errichten, wo er fort­an die Som­mer­mo­na­te ver­brach­te, sei­nen ei­ge­nen Rot­wein kel­ter­te und Gäs­te aus nah und fern emp­fing. Das Haus steht heute unter Denkmalschutz und trägt seinen Namen. Karl Simrock starb am 18. Juli 1876 in seinem Haus in der Acherstraße. Sein Grab ist auf dem Alten Friedhof zu finden. Im Bonner Hofgarten wurde anlässlich seines 100. Geburtstags ein Denkmal enthüllt. Dieses wurde jedoch 1940 demontiert und teilweise eingeschmolzen, seitdem liegt es auf dem Bauhof der Stadt. In Bad Honnef, Bonn, Düsseldorf, Erkrath, Köln und Oberhausen ist jeweils eine Straße nach Simrock benannt.

Leben und Werk

Am 28. August 1802 wurde Karl Joseph Simrock als 13. und letztes Kind von Nicolaus und Ottilie Franziska Simrock in Bonn geboren. Wegen der Frankophilie seines Vaters wurde im Elternhaus Französisch gesprochen und der junge Karl Simrock besuchte das französischsprachige Lycée in Bonn. Mit 16 Jahren begann er ein Jurastudium an der soeben gegründeten Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Aufgrund seines Interesses an deutscher Geschichte, Sprache und Literatur besuchte er nebenher auch Vorlesungen der Geisteswissenschaften, unter anderen bei Ernst Moritz Arndt und August Wilhelm Schlegel. Hoffmann von Fallersleben und Heinrich Heine zählte Simrock zu seinen Bonner Studienfreunden.

1822 setzte er das Jurastudium in Berlin fort und arbeitete dort ab 1824 am Königlichen Kammergericht. Zu dieser Zeit verfasste Simrock seine Übertragung des Nibelungenliedes ins Neuhochdeutsche, für die Goethe ihn sehr schätzte. In Berlin gehörte er bald zur „Mittwochsgesellschaft“, einem literarischen Zirkel der Aufklärung, und freundete sich mit Jacob und Wilhelm Grimm an. Nachdem Simrock erste Erfolge als Lyriker verzeichnen konnte, wurde er 1830 wegen seines Gedichtes Drei Tage und drei Farben, in dem er die französische Julirevolution lobte, aus dem Staatsdienst entlassen. Er widmete sich daraufhin vollständig der Literatur und kehrte 1832 nach Bonn zurück.

Simrock heiratete die wohlhabende Gertrude Antoinette Ostler und konnte mit ihr, auch durch das Erbe seines inzwischen verstorbenen Vaters, ein finanziell sorgenfreies Leben führen. Er verwaltete die Weingüter des Vaters in Menzenberg, wo er fortan die Sommermonate verbrachte und seinen eigenen Wein – „Menzenberger Eckenblut“ – kelterte. In seinem Haus empfing er zahlreiche namhafte Persönlichkeiten, darunter Alexander von Humboldt und die Brüder Grimm. Simrock nahm regen Anteil am öffentlichen Leben in Bonn und schloss sich 1844 dem „Maikäferbund“ an, einem Dichterkreis um Johann Gottfried Kinkel.

Zwischen 1827 und 1872 veröffentlichte er zahlreiche Übersetzungen und Bearbeitungen mittelalterlicher Texte, die auch heute noch aktuell sind. Insbesondere die bereits erwähnte Übertragung des Nibelungenliedes und der Gedichte von Walther von der Vogelweide brachten ihm breite Anerkennung. Sein populärstes Werk sind Die deutschen Volksbücher, eine Sammlung von Nacherzählungen älterer Dichtungen, die vielfach neu aufgelegt wurde. Simrocks Gedichte und Prosa handeln überwiegend von der Geschichte, der Landschaft und den Bräuchen des Rheinlandes. In Das malerische und romantische Rheinland sowie in den Deutschen Volksliedern brachte er seine Heimatverbundenheit zum Ausdruck.

1852 wurde er zum ersten Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Bonn ernannt. Am 18. Juli 1876 starb Karl Joseph Simrock in Bonn.

Von Leonie Bauerdick

Warnung vor dem Rhein (1836)

An den Rhein, an den Rhein, zieh nicht an den Rhein,
Mein Sohn, ich rate dir gut,
Da geht dir das Leben zu lieblich ein,
Da blüht dir zu freudig der Mut.

Siehst die Mädchen so frank und die Männer so frei,
Als wär es ein adlig Geschlecht,
Gleich bist du mit glühender Seele dabei:
So dünkt es dich billig und recht.

Und zu Schiffe, wie grüßen die Burgen so schön
Und die Stadt mit dem ewigen Dom:
In den Bergen, klimmst du zu schwindelnden Höhn
Und blickst hinab in den Strom.

Und im Strome, da taucht die Nix‘ aus dem Grund,
Und hast du ihr Lächeln gesehn,
Und grüßt dich die Lurlei mit bleichem Mund,
Mein Sohn, so ist es geschehen:

Dich bezaubert der Laut, dich betört der Schein,
Entzücken faßt dich und Graus:
Nun singst du nur immer: Am Rhein, am Rhein!
Und kehrst nicht wieder nach Haus.

(zitiert nach: Karl Simrock: Rheinsagen aus dem Munde des Volks und deutscher Dichter. Für Schule, Haus und Wanderschaf. De Gruyter, Berlin, Boston 2020.)