Autor*innen-Porträts

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

2. April 1798 – 19. Januar 1874

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Ort und Autor

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben studierte ab 1818 an der neu gegründeten Universität in Bonn. Er wurde Mitglied der Alten Bonner Burschenschaft und arbeitete später als Assistent in der Universitätsbibliothek. Ende 1821 zog er mit seinem Bruder nach Berlin. An seinem damaligen Wohnort in der Friedrichstraße 19 wurde 1895 eine Gedenktafel angebracht, die inzwischen jedoch nicht mehr existiert.

 

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben wurde am 2. April 1798 in Fallersleben, einem heutigen Stadtteil von Wolfsburg, geboren. Mit 18 Jahren nahm er („mit wenig Geld und Lust“) in Göttingen ein Theologiestudium auf. Als er jedoch 1818 bei einer Reise nach Kassel Bekanntschaft mit Jacob Grimm machte, widmete er sich fortan der noch in ihren Anfängen stehenden Germanistik.

1819 folgte Hoffmann seinem Lehrer Friedrich Welcker nach Bonn und wurde dort unter anderem von Ernst Moritz Arndt unterrichtet. Nach dem Beitritt in die burschenschaftliche Bewegung, die seine politischen Anschauungen maßgeblich prägen sollte, erhielt Hoffmann eine Anstellung als Bibliotheksassistent in der Bonner Universitätsbibliothek. Dort gelang ihm 1821 ein großer Fund, als er in einem Exemplar der Summa theologiae von Thomas von Aquin Bruchstücke eines mittelalterlichen Bibelepos des althochdeutschen Dichters Otfrid von Weißenburg entdeckte. Er veröffentlichte daraufhin den Aufsatz Bonner Bruchstücke vom Otfried nebst anderen Sprachdenkmälern und noch im selben Jahr seine Gedichtsammlung Lieder und Romanzen.

Um Bibliothekar zu werden, verabschiedete Hoffmann sich Ende 1821 von Bonn und zog zu seinem Bruder nach Berlin. Zwischen Bibliotheksreisen in zahlreiche Länder machte er langsam, aber stetig Karriere im akademischen Betrieb. Nach einer Anstellung als Kurator an der Universitätsbibliothek in Breslau wurde er dort ab 1830 Professor für deutsche Sprache und Literatur.

Als 1840 seine Gedichtsammlung Unpolitische Lieder veröffentlicht wurde, in der er die politischen und gesellschaftlichen Zustände in Deutschland kritisierte, folgten unruhige Jahre. Die Gedichte wurden von der preußischen Regierung verboten, Hoffmann verlor seine Professur und die preußische Staatsbürgerschaft. Nach einigen rastlosen Wanderjahren durch die deutschen Kleinstaaten fand er als Kuhhirte Unterschlupf auf einem mecklenburgischen Rittergut. Die ländliche Ruhe inspirierte ihn zu vielen seiner Kinderlieder – 550 wurden es insgesamt, darunter Alle Vögel sind schon da, Ein Männlein steht im Walde und Der Kuckuck und der Esel.

Auf der damals britischen Insel Helgoland verfasste Hoffmann 1841 als Reaktion auf den Anspruch Frankreichs auf das Rheinland während der Rheinkrise das Lied der Deutschen; er selbst unterlegte den Text mit Joseph Haydns Kaiserhymne. 1922 wurde es zur Hymne der Weimarer Republik, ab 1933 legten die Nationalsozialisten es für ihre Zwecke aus. Seit 1991 fungiert die dritte Strophe als offizielle Nationalhymne Deutschlands.

Erst 1848 wurde Hoffmann rehabilitiert und kehrte ins Rheinland zurück. Er heiratete seine Nichte Ida vom Berge und gründete eine Familie. Nach einigen Jahren in Weimar und Corvey starb er am 19. Januar 1874 in Corvey.

Von Leonie Bauerdick

Poppelsdorfer Erinnerungen (1836)

Ihr blauen Berge seid es wieder,
Du bist es wieder, grünes Thal!
Hier sang ich meine ersten Lieder,
Ich liebte hier zum ersten Mal.

Dort steht noch auf der alten Stätte
Das Haus mit feinem Kämmerlein;
Mein Alles war ein Stuhl, ein Bette,
Ein Licht, ein Krug, ein leerer Schrein.

In dieser engen Kammer schlief ich
So manche stille Sommernacht;
Aus diesem kleinen Fenster rief ich:
Bist du, Margret, noch nicht erwacht?

Und aus dem Haus nur wenig Schritte -
Und vor mir lag die schönste Welt;
Ich stand gezaubert in die Mitte
Von Weingeländ‘ und Aehrenfeld.

Und durch den grünen Teppich wob sich
Vor mir des Rheines Silberflut,
Und aus der blauen Ferne hob sich
Der Drachenfels in Abendglut.

Leb wol, du Bild der sel’gen Stunden!
Ich scheid‘ und kehre nicht zurück.
Die Sonne sinkt, in Nacht verschwunden
Ist auch mit dir mein altes Glück.

(zitiert nach: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Gedichte von Hoffmann von Fallersleben. Weidmann, Leipzig 1843, S. 297f.)