Autor*innen-Porträts

Alexander Kaufmann

14. Mai 1817 – 1. Mai 1893

Alexander Kaufmann
© Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn

Autor und Ort

Das Geburtshaus von Alexander Kaufmann lag in der Bonner Maargasse 396, der heutigen Oxfordstraße. Einer seiner Brüder, Leopold, war von 1851 bis 1875 Oberbürgermeister von Bonn. Nach ihm ist auch eine Straße in der Weststadt benannt. Beide entstammten einer angesehenen Bonner Familie, deren Vorfahren in der Stadt und im Kölner Kurstaat wichtige Ämter bekleideten.

Leben und Werk

Am 14. Mai 1817 wurde Alexander Kaufmann in Bonn geboren. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und noch ins 20. Jahrhundert hinein war er im Rheinland weithin als Dichter bekannt und beliebt. Heute finde seine Werke jedoch kaum noch Beachtung. 

Alexander Kaufmann entstammte einer angesehenen Bonner Familie − sowohl sein Großvater als auch sein Vater bekleideten wichtige Ämter im Kurfürstentum Köln. Leopold Kaufmann, einer seiner Brüder, machte sich von 1851 bis 1875 als Oberbürgermeister der Stadt Bonn einen Namen. 

Alexander Kaufmann besuchte ein Bonner Gymnasium, musste seine Schulausbildung jedoch wegen gesundheitlicher Probleme unterbrechen und machte daraufhin eine Lehre als Buchhändler. Wenige Jahre später holte er den Schulabschluss nach und schrieb sich 1838 an der Bonner Universität für das Jurastudium ein. Sein eigentliches Interesse galt jedoch immer der Literatur, weshalb er sich nach einigen Semestern dazu entschied, Geschichte und Philologie zu studieren.

Bereits 1840 veröffentlichte Kaufmann erste eigene Gedichte. Im selben Jahr gründeten Andreas Simons, Sebastian Longard und das Ehepaar Gottfried und Johanna Kinkel den Bonner Literaturzirkel Maikäferbund. Kaufmann schloss sich dem Zirkel an und verfasste unter dem Namen „der Rosenkäfer“ zahlreiche Beiträge für die Vereinszeitschrift. Ein weiteres Mitglied des Maikäferbundes war Karl Simrock. Er war einige Jahre älter als Kaufmann und bereits ein angesehener Dichter und Philologe. In Kaufmann erweckte er die Leidenschaft für Altdeutsche Literatur. 

Von 1844 bis 1845 war Kaufmann als Lehrer und Erzieher des Erbprinzen Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg in Unterfranken tätig. Danach kehrte er nach Bonn zurück und vertiefte seine historischen und philologischen Studien. Auf zahlreichen Forschungsreisen nach Berlin lernte er Jacob und Wilhelm Grimm kennen und verkehrte mit Alexander von Humboldt. 1850 rief der junge Erbprinz seinen ehemaligen Lehrer zurück in den Dienst. Kaufmann nahm die Stelle des fürstlichen Archivrats in Wertheim an und sollte sie für die nächsten 40 Jahre ausfüllen. 1857 heiratete er die Dichterin Amalia Caroline Binder, die unter dem Namen Amara George publizierte. 

Kaufmann selbst konzentrierte sich zunehmend auf die Erforschung und das Festhalten der Geschichte Frankens und des Hauses Löwenstein. Er verfasste zahlreiche Gedichte und übersetzte die Wundergeschichten des berühmten Kölner Chronisten Caesarius von Heisterbach (1180-1240). Gemeinsam mit seiner Frau und dem Philosophen und Lyriker Georg Friedrich Daumer brachte Kaufmann 1858 Mythoterpe heraus, ein Buch über Mythen und Sagen. 

Am 1. Mai 1893 verstarb Alexander Kaufmann im Alter von 75 Jahren in Wertheim. 

Von Leonie Bauerdick

In der Bucht

Es hüllt der dunkle Wald uns ein;
Die Ruder plätschern matt und leise;
Kaum, daß von oben noch herein
Der Mond bescheint die stille Reise.

Die Blume träumt in stiller Pracht,
Es fingen leis die schönen Frauen –
Wer möchte wohl nach solcher Nacht
Noch wünschen je den Tag zu schauen! 

(aus: Alexander Kaufmann: Gedichte. Verlag von Arnz und Comp, Düsseldorf 1852, S. 3.)

 

Vorfrühling

Waldmeister steckt sein Köpfchen heraus,
Das lustige Meisterlein;
Dann pflücken wir bald einen ganzen Strauß,
Dann trinken wir Maienwein!

Und trinken wir lustigen Maienwein,
Sind auch die Lauben grün;
Wie glänzend wallt der blaue Rhein,
Wie roth die Röslein glüh'n!

Und glüh'n die Röslein rosenroth,
Dann fügen wir Paar an Paar,
Die blüh'n – o seliger Liebestod! 
In des Mägdleins lockigem Haar.

Mein Mägdlein glüht wie von jungem Wein,
Schaut süß verwirrt mich an, –
Soll das nicht der nahende Frühling sein,
Hilf Gott, was ist es dann?

(aus: Alexander Kaufmann: Gedichte. Verlag von Arnz und Comp, Düsseldorf 1852, S. 32.)