Autor*innen-Porträts

Friedrich Engels

28. November 1820 – 5. August 1895

Friedrich Engels
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Autor und Ort

Friedrich Engels kam am 28. November 1820 im heute zu Wuppertal gehörenden Barmen zur Welt. Dort besuchte er zunächst die Städtische Schule. Anschließend schickte ihn sein Vater auf das liberale Gymnasium zu Elberfeld. Da er dafür vorgesehen war, in das familiäre Textilunternehmen einzusteigen, durfte er trotz sehr guter Noten nicht das Abitur machen, stattdessen wurde er mit 17 Jahren zur kaufmännischen Ausbildung nach Bremen und später nach Manchester geschickt. Engels erhielt bereits früh Einblicke in das Elend der verarmten Arbeiterschaft, das er in seinen Briefen aus dem Wuppertal in drastischen Worten anklagte. Die wohlhabende Familie besaß im Unterbarmer Bruch insgesamt fünf Häuser. Engels' Geburtshaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, ein Gedenkstein im Wuppertaler Engelsgarten erinnert heute daran. In der Parkanlage befindet sich seit 2010 auch eine überlebensgroße Statue zu seinen Ehren – ein Geschenk der Volksrepublik China. Das Wohnhaus in der Engelsstraße 10 ist heute Teil des Museums Industriekultur Wuppertal und präsentiert in einer Dauerausstellung Leben und Werk des Unternehmers, Philosophen und kommunistischen Revolutionärs.

Leben und Werk

Friedrich Engels wurde 1820 in Barmen als jüngstes von neun Kindern einer wohlhabenden, pietistisch geprägten Unternehmerfamilie geboren. Zur kaufmännischen Ausbildung wurde er nach Bremen geschickt. Dort beschäftigte er sich aber nicht nur mit ökonomischen Fragen, sondern unternahm auch, inspiriert von den liberalen Dichtern und Publizisten des „Jungen Deutschlands“, erste journalistisch-literarische Versuche. Ab 1842 setzte der junge Engels seine Ausbildung im englischen Manchester fort, damals das Zentrum des ungehemmten Frühkapitalismus, wo seinem Vater und dessen Partner eine Baumwollspinnerei gehörte. Über die dortigen sozialen Missstände veröffentliche er 1845 seine aufrüttelnde Studie Die Lage der arbeitenden Klasse in England, in der er aufgrund gesammelter Fakten die Verelendung der Arbeiterinnen und Arbeiter schilderte.

Im 19. Jahrhundert wandelte sich Deutschland selbst zunehmend von einer Agrar- in eine Industriegesellschaft. In der Folge bildeten sich sozialistische Ideen und erste Interessensvertretungen für die Arbeiterschaft. Überdies forderten Intellektuelle und Bürger von den herrschenden Fürsten politische Freiheiten. Es kam zu sozialen und politischen Aufständen und 1848 zur bürgerlichen Revolution, die aber schließlich scheiterte. Engels stand aktiv als Aktivist und Agitator auf der Seite der Fortschrittlichen. 1849 eilte er auf die Barrikaden in Elberfeld, danach schloss er sich dem bewaffneten Freiheitskampf in Baden an. 

Um sich dem Zugriff des preußischen Staates zu entziehen, ging er 1850 zusammen mit Karl Marx, den er einige Jahre zuvor auf der Durchreise in Köln kennengelernt hatte, ins englische Exil. Beide stimmten in der Analyse des Kapitalismus überein und arbeiteten fortan eng zusammen, wobei Engels besonders seine Expertise in der Ökonomie einbrachte. Für Engels war der grundlegende Missstand das Privateigentum. Nach der Lehre der beiden Denker erarbeiten die besitzlosen Beschäftigten Werte, den sogenannten Mehrwert, den der Eigentümer der Fabrik für sich einstreicht. Daraus entstünden Klassenkämpfe und letztlich die soziale Revolution. In ihren teils gemeinsam verfassten Schriften formulierten Engels und Marx die theoretischen Grundlagen des Kommunismus. Beide gehörten dem internationalen Kommunistischen Bund an. Nachdem Marx 1883 gestorben war, edierte Engels aus dessen Nachlass den zweiten und dritten Band von dessen Hauptwerk Das Kapital. Mit den Repräsentanten der Arbeiterbewegung stand er in regem Briefwechsel. 

Engels war vielseitig interessiert. Neben seinen ökonomischen Theorien betrieb er auch Sprach-, Philosophie- und Naturstudien. Von seinem Vermögen, das er als Erbe, Unternehmer und Börsenspekulant verdiente, konnte er ein auskömmliches Leben führen und Karl Marx finanziell unterstützen. Friedrich Engels starb am 5. August 1895 in London im Alter von 74 Jahren an Kehlkopfkrebs. Die Urne mit seiner Asche wurde einige Wochen später vor der Küste des am Ärmelkanal liegenden Seebads Eastbourne versenkt.

Von Ernst Müller

Briefe aus dem Wuppertal (Auszug, 1839)

Bekanntlich begreift man unter diesem bei den Freunden des Lichtes sehr verrufenen Namen die beiden Städte Elberfeld und Barmen, die das Tal in einer Länge von fast drei Stunden einnehmen. Der schmale Fluß ergießt bald rasch, bald stockend seine purpurnen Wogen zwischen rauchigen Fabrikgebäuden und garnbedeckten Bleichen hindurch; aber seine hochrote Farbe rührt nicht von einer blutigen Schlacht her, denn hier streiten nur theologische Federn und wortreiche alte Weiber gewöhnlich um des Kaisers Bart; auch nicht von Scham über das Treiben der Menschen, obwohl dazu wahrlich Grund genug vorhanden ist, sondern einzig und allein von den vielen Türkischrot-Färbereien. Kommt man von Düsseldorf her, so tritt man bei Sonnborn in das heilige Gebiet; die Wupper kriecht träg und verschlammt vorbei und spannt durch ihre jämmerliche Erscheinung, dem eben verlassenen Rheine gegenüber, die Erwartungen bedeutend herab. Die Gegend ist ziemlich anmutig; die nicht sehr hohen, bald sanft steigenden, bald schroffen Berge, über und über waldig, treten keck in die grünen Wiesen hinein, und bei schönem Wetter läßt der blaue, in der Wupper sich spiegelnde Himmel ihre rote Farbe ganz verschwinden. Nach einer Biegung um einen Abhang sieht man die verschrobenen Türme Elberfelds (die demütigen Häuser verstecken sich hinter den Gärten) dicht vor sich, und in wenigen Minuten ist das Zion der Obskuranten erreicht. Fast noch außerhalb der Stadt stößt man auf die katholische Kirche; sie steht da, als wäre sie verbannt aus den heiligen Mauern. Sie ist im byzantinischen Stil nach einem sehr guten Plan von einem sehr unerfahrenen Baumeister sehr schlecht ausgeführt; die alte katholische Kirche ist abgebrochen, um dem linken noch nicht gebauten Flügel des Rathauses Platz zu machen; nur der Turm ist stehengeblieben und dient dem allgemeinen Wohl auf seine Art, nämlich als Gefängnis.

(zitiert nach: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Bd. 1, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 413.)