Autor*innen-Porträts

Karl Marx

5. Mai 1818 – 14. März 1883

Karl Marx

Autor und Ort

Karl Marx zog 1835 von seiner Geburtsstadt Trier nach Bonn, um Rechtswissenschaften und Kameralistik zu studieren, wie es der Wunsch seines Vaters war. Zunächst wohnte er in der Josephstraße, später in der Stockenstraße, wo seit 1989 am Haus Nr. 19 eine Gedenktafel an ihn erinnert. Marx war Teil des Bonner Poetenbundes, einer Gruppe von jungen Männern, darunter Moriz Carrière, Emanuel Geibel und Karl Grün, die sich trafen, um über literarische und ästhetische Fragen zu diskutieren und sich als Dichter zu versuchen. Wegen nächtlicher Ruhestörung und Trunkenheit nach einer Versammlung seiner Studentenverbindung musste Marx die Nacht vom 16. auf den 17. Juni 1836 im Bonner Karzer, dem Arrestraum der Universität, verbringen. Zudem wurde gegen ihn wegen „Tragens eines Säbels“ ermittelt. Seine Eskapaden blieben von der Familie nicht unbemerkt, sein Vater hielt bald einen Wechsel der Universität für geboten. Nach knapp einem Jahr verließ Marx Bonn in Richtung Berlin. Einige Jahre später kehrte er jedoch ins Rheinland zurück, im März 1848 begab er sich mit seinem Kompagnon Friedrich Engels nach Köln, einem Brennpunkt der deutschen Revolution, wo sie auf eine zentrale deutsche Arbeiterorganisation hinarbeiteten. Als Würdigung ist am Kölner Rathaus eine Skulptur von Marx angebracht.

Leben und Werk

Karl Marx wurde am 5. Mai 1818 als drittes von neun Kindern des Rechtsanwaltes Heinrich Marx und dessen Ehefrau Henriette in Trier geboren. Nachdem er sein Abitur königlich-preußischen Gymnasium abgelegt hatte, zog er 1835 auf Wunsch seines Vaters für ein Studium der Rechtswissenschaften nach Bonn. Dort besuchte er auch Literaturvorlesungen und verfasste erste romantische Gedichte, die er an seine heimliche Verlobte, Jenny von Westphalen, in die Heimat schickte. Er genoss das studentische Leben ausgiebig, musste jedoch wegen nächtlichen Lärmens und Trunkenheit einige Disziplinarmaßnahmen über sich ergehen lassen.

Als er 1839 an die Universität Berlin wechselte, galt sein Interesse zunehmend der Philosophie. Besondere Faszination übten Hegels Theorien zum preußischen Staat aus, mit denen Marx sich im Kreise der Berliner Junghegelianer intensiv auseinandersetzte.

Nach seiner Dissertation kehrte er ins Rheinland zurück und schrieb ab 1842 in Köln für die „Rheinische Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe“. Marx‘ radikal kritische Artikel über politische und soziale Fragen im Rheinland sorgten für Aufruhr und führten dazu, dass die Zeitung Ende März 1843 von der preußischen Regierung verboten wurde.

Nach siebenjähriger Verlobungszeit heiratete er Jenny von Westphalen und zog mit ihr nach Paris, wo er Friedrich Engels kennenlernte. Ihre enge Freundschaft begann, wie Engels später versicherte, mit „vollständiger Übereinstimmung ihrer Ansichten“ und hielt ein Leben lang. Gemeinsam widmeten sie sich politischer, literarischer und wissenschaftlicher Arbeit und verfassten um die Jahreswende 1847/48 Das Kommunistische Manifest, welches mit den berühmten Worten „Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus“, um mit dem Aufruf „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ zu enden. Es beinhaltet die grundlegenden Ideen des Marxismus und zählt bis heute zu den bekanntesten und kontroversesten Werken der Literatur.

Während der Revolution von 1848 brachte Karl Marx die „Neue Rheinische Zeitung“ heraus und machte sie zum wichtigsten Medium der demokratischen Bewegung. Nachdem die Revolution gescheitert war, emigrierte er mit einer Familie nach London. Trotz finanzieller Nöte und persönlicher Tragödien (nur drei der sieben Kinder erreichten die Volljährigkeit) studierte und verfasste Marx bis zu seinem Tod am 14. März 1883 in London zahlreiche bedeutende Schriften. Eines seiner Hauptwerke, Das Kapital, eine Analyse und Kritik der kapitalistischen Gesellschaft, erschien 1867 und wurde 2013 von der UNESCO in das „Weltregister des Dokumentenerbes“ aufgenommen.

Von Leonie Bauerdick

Das Kommunistische Manifest (Auszug)

Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen.

Die Bourgeoisie hat durch ihre Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumption aller Länder kosmopolitisch gestaltet. Sie hat zum großen Bedauern der Reaktionäre den nationalen Boden der Industrie unter den Füßen weggezogen. Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet worden und werden noch täglich vernichtet. Sie werden verdrängt durch neue Industrien, deren Einführung eine Lebensfrage für alle zivilisierten Nationen wird, durch Industrien, die nicht mehr einheimische Rohstoffe, sondern den entlegensten Zonen angehörige Rohstoffe verarbeiten und deren Fabrikate nicht nur im Lande selbst, sondern in allen Weltteilen zugleich verbraucht werden.

An die Stelle der alten, durch Landeserzeugnisse befriedigten Bedürfnisse treten neue, welche die Produkte der entferntesten Länder und Klimate zu ihrer Befriedigung erheischen. An die Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit der Nationen voneinander. Und wie in der materiellen, so auch in der geistigen Produktion. Die geistigen Erzeugnisse der einzelnen Nationen werden Gemeingut. Die nationale Einseitigkeit und Beschränktheit wird mehr und mehr unmöglich, und aus den vielen nationalen und lokalen Literaturen bildet sich eine Weltliteratur.

Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterte Kommunikation alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation.

(aus: Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei. London 1848.)