Autor*innen-Porträts

Victor Otto Stomps

26. September 1897 – 4. April 1970

Victor Otto Stomps
© axel dielmann – verlag

Autor und Ort

Der Verleger und Schriftsteller Victor Otto Stomps, von Freunden meist nur „VauO“ genannt, wurde am 26. September 1897 in Krefeld geboren. Sein Geburtshaus stand am Jungfernweg 18, wurde allerdings im Krieg zerstört. Die Familie siedelte 1898 nach Berlin um, Stomps blieb jedoch viele Jahre über seine Großmutter mit der alten Heimat verbunden. In seinem Text „In der Krawatte" aus dem Jahr 1965 beschreibt der Autor die Rückkehr in seine Geburtstadt und deren bedeutende Textilproduktion: „Ich fahre nach Krefeld, betrachte die Ausweitung dieser Stadt, und sehe Fabriken für Stahl und Eisen um den alten Stadtkern herum. Im früheren Ratskeller spreche ich mit den Menschen, und da erst wird es mir heimisch, als eine vertraut krefeldisch singende Stimme sagt: ‚Wir planen demnächst auch eine Krawattenausstellung.’“ 1967 erhielt Stomps die Ehrenplakette der Stadt Krefeld.

Leben und Werk

Victor Otto („VauO“) Stomps wurde 1897 in Krefeld als Sohn eines Juristen geboren. Schon ein Jahr später zog die Familie nach Berlin um, wo Stomps aufwuchs und Germanistik und Psychologie studierte, allerdings ohne ein Examen abzulegen. Stattdessen trat er 1923 eine Banklehre an und begann bald, Lyrik junger Autor*innen im Handbetrieb zu drucken. Daraus entstand 1927 sein erster Kleinverlag unter dem Namen „Rabenpresse“, in dem auch zwei literarische Zeitschriften erschienen. 

In der Zeit des Nationalsozialismus geriet der Verlag in Konflikt mit den Machthabern und musste 1937 veräußert werden. Stomps stellte deshalb immer wieder Privatdrucke her, unter anderem von Büchern jüdischer Autor*innen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den Stomps als Offizier erlebte, gründete er in Frankfurt einen neuen Kleinverlag, die „Eremitenpresse“, die später in Düsseldorf weiterbetrieben wurde. Wieder bot Stomps besonders jungen Autor*innen eine Plattform, manche erlangten später große Bekanntheit, wie etwa Gabriele Wohmann oder Hans Neuenfels. 1967 ging Stomps zurück nach Berlin und gründete dort seinen nunmehr dritten Verlag, die „Neue Rabenpresse“, diesmal als Ein-Mann-Betrieb. 1970 ist Stomps in Berlin verstorben. Heute wird er als Ahnherr der Klein- und Selbstverlage gewürdigt. Die Stadt Mainz verleiht alle zwei Jahre anlässlich ihrer „Minipressen-Messe“ den Stomps-Preis.  

Die eigentümlichen Namen seiner Verlage deuten auf ein persönliches Charakteristikum Stomps hin, der häufig als Kauz oder Sonderling betrachtet wurde, wobei er dieses Image gern selbst pflegte. So ließ er sich von seinen Freunden nur „VauO“ nennen und war für liebenswert schalkhafte Auftritte bekannt.

Neben seiner verlegerischen Tätigkeit schrieb Stomps eigene Gedichte, Fabeln, Erzählungen, einen Roman und eine Autobiografie. Diese Texte zeichnen sich durch Ironie, Träumereien und Skurrilität aus und entsprechen somit ganz seinem öffentlichen Bild. Für seine Poesie wurde er 1965 in Berlin mit dem Fontane-Preis ausgezeichnet. Der Verlag Axel Dielmann brachte 2020 seine Werke in einer vierbändigen Gesamtausgabe heraus. 

Von Ernst Müller

Artistisches ABC (1964)

A

Animalisches A
Adamsapfel
Akt und A-A.

After und Abgas
Alliteration
Ausfluß und Aderlaß.

Aperçu: Anomalie
artfremde Ambivalenz
andersrum: Asym(m)etrie

Arena und Akrobat
alles in allem abnorm,
Amazone und Attentat.

Admiral und Athlet-
Arrak, Absinth-
Ante A: Adam und Analphabet.

(aus: Victor Otto Stomps: 26 Knittler. In: Victor Otto Stomps als Schriftsteller: VauO, Gesamt-Ausgabe in vier Bänden, Bd. 3, axel dielmann – verlag, Frankfurt am Main 2019.)