Autor*innen-Porträts

Heinrich Spoerl

8. Februar 1887 – 25. August 1955

Heinrich Spoerl
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Autor und Ort

Heinrich Spoerl wurde am 8. Februar 1887 in Düsseldorf geboren. Am Gebäude seiner ehemaligen Schule am Fürstenwall 100, die auch sein Sohn Alexander besuchte und in dem sich bis 2018 das Albrecht-Dürer-Berufskolleg befand, erinnert eine kleine Plakette daran, dass hier Vater und Sohn die Schulbank drückten. Doch haben die Spoerls noch weitere Spuren in der Stadt hinterlassen: Auch in der Tußmannstraße, wo sich die väterliche Fabrik befand, wurde eine Plakette angebracht. Im benachbarten Restaurant „Spoerl Fabrik“ gibt es ein Angebot an Broten, die in ihrer Qualität weit über das gemeine Schulpausenleberwurstbrot hinausgehen. Der Name der Literaturkneipe „Sassafras“ – als Teil eines von den Schülern erfundenen Wortungetüms – in Oberkassel spielt auf die Feuerzangenbowle an, den bekanntesten Roman des Düsseldorfer Autors. Das Heinrich-Heine-Institut bewahrt den Nachlass Spoerls auf, und wer mehr über den Autor erfahren möchte, dem seien die Erinnerungen des Schriftstellerkollegen Heinrich Müller-Schlösser ans Herz gelegt, der darin die gemeinsame Schulzeit mit denkwürdigen Schultheateraufführungen beschreibt.

Leben und Werk

Die Feuerzangenbowle – wer kennt ihn nicht, den wohl berühmtesten Schulroman? Und sei es nur durch die erfolgreiche Verfilmung mit Heinz Rühmann in der Rolle des Hans Pfeiffer (mit drei „f“!).

Düsseldorf als Schauplatz ist zwar in dem Buch nicht explizit erkennbar, doch beruhen die Schilderungen wohl auf eigenen Erlebnissen und den Geschichten, die Heinrich Spoerls Sohn Alexander aus der Oberrealschule am Fürstenwall mit nach Hause brachte. Das Buch wurde, insbesondere durch die Verfilmung, ein Riesenerfolg (der allerdings seine anderen Romane und Erzählungen ziemlich in den Hintergrund drängte). Dabei war das Manuskript offensichtlich nur verfasst worden, um Schulden begleichen zu können. Der Roman erschien zunächst in der vielgelesenen Tageszeitung „Der Mittag“ und dann im Droste-Verlag mit einer Startauflage von 20.000 Exemplaren. Nach der Verfilmung lag eine Neuauflage nahe an der Millionengrenze.

Weniger bekannt ist, dass auch sein Sohn Alexander Spoerl der Schule ein literarisches Denkmal setzte. Die Memoiren eines mittelmäßigen Schülers erschienen 1950, hatten aber lange nicht so einen großen Erfolg wie der Roman seines Vaters – mit dem er übrigens auch ein gemeinsames Buch verfasst hat: Der eiserne Besen ist die Geschichte eines Don Quichotes bei der Landpolizei, der gegen Unlauterkeit und Korruption ankämpft.       

Heinrich Spoerl, 1887 in Düsseldorf geboren, sollte eigentlich die Fabrik des Vaters an der Tußmannstraße übernehmen, in der Druck- und Papierverarbeitungsmaschinen hergestellt wurden; er sah sich aber nicht als Geschäftsmann. Nach der Schulzeit an der heute nicht mehr existierenden Oberrealschule am Fürstenwall in Düsseldorf-Bilk studierte er ab 1905 Rechtswissenschaften in Marburg, Berlin und München. Seine eigene Kanzlei, die er ab 1919 als Rechtsanwalt in Düsseldorf mit wenig Erfolg führte, musste er 1937 wieder schließen.

Im selben Jahr verließ er Düsseldorf erneut und lebte erst in Berlin und dann im oberbayrischen Rottach-Egern, wo er zwischen 1945 und 1948 wiederum als Anwalt praktizierte. Im Mittelpunkt seines Lebens stand allerdings nicht die Juristerei, sondern das Schreiben: Viel mehr Erfolg als mit seinem erlernten Beruf hatte er mit seinen humoristischen Romanen und Erzählungen, von denen auch einige verfilmt wurden. Am bekanntesten sind neben der Feuerzangenbowle die Filme Der Maulkorb mit Ralph Arthur Roberts und Der Gasmann, in dem ebenfalls Heinz Rühmann die Hauptrolle spielte. Der Schriftsteller und der Schauspieler waren gute Freunde und Arbeitskollegen: Gemeinsam schrieben sie das Drehbuch für die Feuerzangenbowle und übernahmen auch bei einigen Szenen die Regie.

Heinrich Spoerl starb 1955 in Rottach-Egern und wurde dort – wie im Jahr 1971 auch sein Sohn Alexander – im Familiengrab beigesetzt.

Von Maren Jungclaus

Die Feuerzangenbowle (Romanauszug, 1933)

„Sätzen Sä sech!“
Hans Pfeiffer weiß nicht recht, ob er jetzt vortreten soll.
„Sä sollen sechs ätzen!“

Hans Pfeiffer drückt sich in einen leeren Platz. Da sitzt er nun und weiß nicht, wie er sich als Schüler zu benehmen hat. Er lugt verstohlen nach rechts und nach links – muß man die Arme in bestimmter Weise legen – offenbar nicht – darf man die Beine übereinanderschlagen? – Er kommt sich vor wie jemand, der sich in die Kirche einer fremden Konfession geschlichen hat und Zeremonien mitmachen möchte, um nicht aufzufallen.
Inzwischen hat Professor Crey ihn bemerkt.

„Sä send der neue Schöler?“
Aber warum spricht er durch die Nase? Und warum sagt er „Schöler?“
„Ech heiße Sä em Namen onserer Lehranstalt ond em Namen der Oberprema herlech willkommen. Ech hoffe, Sä werden sech recht wohl bei uns föhlen. Sätzen Sä sech da vorne, da kann ech Sä besser beobachten. – Sä heißen?“
„Pfeiffer, Johann.“
„Met einem oder met zwei äff?“
„Mit drei, Herr Professor.“
„??“
„Eins vor dem ei und zwei hinter dem ei.“

Die Klasse gluckst. Professor Crey aber sieht ihn mitleidig an.  „Sä send etwas albern. Sä waren noch auf keiner Anstalt? Das spört man. Sä werden sech an strenge Scholzucht gewöhnen mössen.“Im Anschluß daran hält er einen Vortrag über die von ihm befolgten Grundsätze klassischer Pädagogik, die in dem Satz gipfelt: „Met der Schole est es wie met einer Medizin – sä moß better schmecken, sonst nötzt sä nechts.“

(zitiert nach: Heinrich Spoerl: Die Feuerzangenbowle. Piper, München 2002, S. 15f.)