Leben und Werk
Wilhelm Smets, mit vollem Namen Philipp Karl Joseph Anton Johann Wilhelm Smets von Ehrenstein wurde am 15. September 1796 in Reval, dem heutigen Tallinn, geboren. Seine Eltern waren der Rechtsgelehrte Johann Nikolaus Jakob Wilhelm Smets und die 15-jährige, später erfolgreiche Schauspielerin Sophie Bürger.
Nach ihrer Scheidung 1799 behielt der Vater den Sohn bei sich und setzte 1802 seine Laufbahn als Richter in Aachen fort. Wilhelm besuchte dort ab 1805 die Sekundarschule und wechselte nach dem Tod des Vaters 1812 aufs französische Lyzeum in Bonn. Wegen angeblicher burschenschaftlicher Umtriebe und Stiftung einer deutschtümelnden Verbindung musste er 1813 zurück nach Aachen fliehen und sich dort verborgen halten.
1815 trat er in Köln in die Niederrheinische Freiwilligenschar ein und wurde Leutnant im 3. Landwehr-Infanterie-Regiment. Nach den Befreiungskriegen kam er 1916 als Hauslehrer nach Wien, wo er seine von ihm für tot gehaltene Mutter im Burgtheater wiederfand, die ihn zur Schauspielerei motivierte. Auf der Bühne scheiterte er aber ebenso wie bei dem Versuch, sich in Wien als Theaterkritiker zu etablieren. 1817 verließ er die Stadt und wurde Gymnasiallehrer in Koblenz, wo er mit Joseph von Görres in Kontakt kam. Aufgrund einer projüdischen Theaterkritik finanzierte ihm die jüdische Gemeinde die Ausbildung zum katholischen Priester.
Ab 1819 studierte er in Münster und Köln Theologie, wurde 1821 promoviert und 1822 zum Priester geweiht. In Köln wirkte er als Religionslehrer und hielt im Dom Predigten, deren Freisinnigkeit den Unmut des Klerus erregte. Smets legte seine Ämter nieder und wurde Landpfarrer, bevor er 1837 in den Ruhestand ging und nach Köln zurückkehrte, wo er der Redaktion der „Kölnischen Zeitung“ beitrat.
Smets war aber nicht nur Journalist, er arbeitete auch als Herausgeber und Autor. Bereits 1824 erschien die erste Sammlung seiner Gesammelten Gedichte, der etliche weitere folgten, darunter 1840 eine beim Cotta’schen Verlag. Smets bediente sich verschiedener lyrischer Formen und Töne wie Sonette, Romanzen, Elegien, historische und geistliche Lieder. Heinrich Heine, mit dem er sich während seiner Zeit in Bonn angefreundet hatte, lobte Smets spätromantische Lyrik und bat den „liebsten Bruder“ in einem Brief um ein Urteil über seine „Poetereien“.
1844 wurde Smets Kanonikus am Aachener Dom. Wegen seines Engagements für Meinungs- und Pressefreiheit wählte ihn die Stadt Aachen 1848 zum stellvertretenden Abgeordneten in die Frankfurter Nationalversammlung, dessen Mitglied er aufgrund einer schweren Krankheit nur für wenige Wochen blieb. Er kehrte Anfang September nach Aachen zurück, wo er am 14. Oktober 1848, als Domherr von Aachen, nach eigenen Worten „am gebrochenen Herzen“ starb.
Von Jürgen Egyptien
Ein Lied an die schöne Stadt Aachen
O Aachen, schönes Aachen,
Wie denk‘ ich dein so oft,
Ich hab‘ in dir zuerst ja
Geglaubt, geliebt, gehofft!
O Aachen, schönes Aachen,
hier ging ein Stern mir auf,
Dem dienend ich gefolget
In seinem schönen Lauf.
O Aachen, schönes Aachen,
Wie glänzt‘ und klang er hell,
Sein Strahl und Klang erweckte
Mir der Romantik Quell.
O Aachen, schönes Aachen,
Da ward mir klar der Sinn
Vom Zauberwort der Welten,
Vom Wort von Anbeginn.
O Aachen, schönes Aachen,
Da grüßte mich dein Hain,
Und deine Gärten sprachen,
Die Quellen sangen drein.
O Aachen, schönes Aachen,
So hold erwecktest du
Mein Leben und mein Lieben,
Mein erstes Lied dazu!
O Aachen, schönes Aachen,
Drum denk ich dein so gern,
Wie mir in dir erschienen
Mein erster Lebensstern.
O Aachen, schönes Aachen,
Drum denk ich dein so oft,
Ich hab‘ in dir zuerst ja
Geglaubt, geliebt, gehofft!
(aus: Wilhelm Smets: Gedichte. Vollständige Sammlung, Cotta’scher Verlag, Stuttgart und Tübingen 1840, S. 110f.)