Leben und Werk
Wilhelm „Willi“ Ostermann wurde 1876 in Mülheim am Rhein geboren. In der ab 1913 zu Köln gehörenden Gemeinde wuchs er als jüngstes von vier Kindern auf. Mutter Gertrud war als Hausfrau tätig, sein Vater Peter arbeitete als Eisenbahner und Weichensteller. Nach dem Besuch der katholischen Volksschule in Deutz absolvierte Ostermann mit Anfang 20 eine dreijährige Ausbildung zum Stereotypeur und Galvanoplastiker.
Die kreative Ader Ostermanns zeigte sich früh. Bereits zu Schulzeiten gründete er ein Puppentheater und gab auf Familienfeiern selbstgeschriebene Texte zum Besten. Den Beginn seiner Karriere als Sänger sogenannter „Krätzchen“, mundartliche Lieder aus dem Kölner Raum, markiert ein Auftritt beim Deutzer Schützenfest 1899. Hierfür schrieb Willi Ostermann das Lied „Et Düxer Schötzefess“.
Das Karnevalslied „Däm Schmitz sing Frau es durchjebrannt“ machte Ostermann 1907 schlagartig in der Stadt bekannt. Im darauffolgenden Jahr erhielt er bei den Blumenspielen in Köln, einem ursprünglich aus Frankreich stammenden Dichterwettstreit, den Preis für das beste Lied in kölscher Mundart für „Wer hätt dat von der Tant gedacht“.
1910 gründete der Liedermacher seinen eigenen Musikverlag, den Willi Ostermann Verlag. In den 20er Jahren verfasste er häufiger auch Lieder auf Hochdeutsch und erlangte durch Übertragungen im Rundfunk und Schallplattenaufnahmen über die Grenzen Kölns hinweg Bekanntheit. Kommerzielle Erfolge waren etwa „Rheinische Lieder“, „Schöne Frau‘n beim Wein“ oder „Einmal am Rhein und dann zu zwei‘n alleine sein“.
Die Texte Ostermanns waren – neben patriotisch-heimatlichen Liebesbekundungen – von Milieu-Erzählungen über banale Alltagssituationen, Missgeschicke und menschliche Unzulänglichkeiten geprägt, die der Dichter jedoch in heitere, authentische, mitunter dramatische Liedergeschichten verpackte. Der Kölner Karneval stellte dabei Zeit seines Lebens eine wichtige Inspirationsquelle und Bühne dar.
Seinen letzten Auftritt hatte er im Juli 1936 in Bad Neuenahr, wo er auf der Bühne im Kurhaus zusammenbrach und in das Kölner Krankenhaus Lindenburg eingeliefert wurde. Dort schrieb er auch sein letztes Lied „Heimweh nach Köln“, besser bekannt unter der Zeile „Ich mööch zo Foß noh Kölle gon“.
Willi Ostermann starb nach einer Magenoperation am 6. August im Krankenhaus. Der Trauerzug zum Friedhof Melaten, wo Ostermann beigesetzt ist, wurde von gut 35.000 Menschen begleitet.
Von Dominik Kruhl
Heimweh nach Köln
In Köln am Rhing bin ich jebore,
ich han, un dat litt mir im Senn,
ming Muttersproch noch nit verlore,
dat es jet wo ich stolz drop ben.
Wenn ich su an ming Heimat denke
un sinn d’r Dom su vür mer stonn,
mööch ich tireck op Heim ahn schwenke,
ich mööch zo Fooß noh Kölle jonn,
mööch ich tireck op Heim ahn schwenke,
ich mööch zo Fooß noh Kölle jonn.
Un deit d’r Herrjott mich ens rofe,
däm Petrus sagen ich alsdann:
Ich kann et räuhig dir verzälle,
dat Sehnsucht ich noh Kölle han.
Wenn ich su an ming Heimat denke …
Un luuren ich vum Hemmelspözje
dereins he op ming Vatterstadt,
well stell ich noch do bovven sage,
wie jän ich dich, mi Kölle, hatt.
Wenn ich su an ming Heimat denke …