Autor*innen-Porträts

Willi Ostermann

1. Oktober 1876 – 6. August 1936

Willi Ostermann
© Willi Ostermann Gesellschaft Köln

Autor und Ort

Wilhelm „Willi“ Ostermann kann man ohne jeden Zweifel als ein kölsches Original bezeichnen. Er gehört zu den bekanntesten Liedermachern und Volkssängern kölscher Mundart, viele seiner Lieder wurden zu Klassikern und werden noch heute im Karneval gesungen. Entsprechend präsent ist er in der Stadt: Es existiert eine Gedenktafel an der Feuerwache in Köln-Mülheim, Ecke Mülheimer Ring/Bergisch Gladbacher Straße, wo das Geburtshaus stand (früher Picolonischer Weg 1), und am Sterbehaus am Neumarkt 33. Außerdem gibt es den Ostermann-Brunnen am Ostermann-Platz, auf dem jene 15 Figuren abgebildet sind, die der Barde in seinen Liedern besungen hat. Als Willi Ostermann am 10. August 1936 zu Grabe getragen wurde, erlebte Köln nach zeitgenössischen Schilderungen den größten Trauerzug seiner Geschichte: „Dä Wäch vum Nümaat bes Malote wor schwatz vun Minsche“, schrieb ein Journalist. 1967 wurde in Köln die „Willi Ostermann Gesellschaft“ gegründet, die sich dem Andenken des Liedermachers widmet. Seitdem wird in unregelmäßigen Abständen auch die Willi-Ostermann-Medaille für besondere Verdienste um das Kölner Liedgut verliehen. Wie vielen anderen Kölner Persönlichkeiten wurde ihm am Ratsturm eine Figur gewidmet.

Leben und Werk

Wilhelm „Willi“ Ostermann wurde 1876 in Mülheim am Rhein geboren. In der ab 1913 zu Köln gehörenden Gemeinde wuchs er als jüngstes von vier Kindern auf. Mutter Gertrud war als Hausfrau tätig, sein Vater Peter arbeitete als Eisenbahner und Weichensteller. Nach dem Besuch der katholischen Volksschule in Deutz absolvierte Ostermann mit Anfang 20 eine dreijährige Ausbildung zum Stereotypeur und Galvanoplastiker.

Die kreative Ader Ostermanns zeigte sich früh. Bereits zu Schulzeiten gründete er ein Puppentheater und gab auf Familienfeiern selbstgeschriebene Texte zum Besten. Den Beginn seiner Karriere als Sänger sogenannter „Krätzchen“, mundartliche Lieder aus dem Kölner Raum, markiert ein Auftritt beim Deutzer Schützenfest 1899. Hierfür schrieb Willi Ostermann das Lied „Et Düxer Schötzefess“.

Das Karnevalslied „Däm Schmitz sing Frau es durchjebrannt“ machte Ostermann 1907 schlagartig in der Stadt bekannt. Im darauffolgenden Jahr erhielt er bei den Blumenspielen in Köln, einem ursprünglich aus Frankreich stammenden Dichterwettstreit, den Preis für das beste Lied in kölscher Mundart für „Wer hätt dat von der Tant gedacht“.

1910 gründete der Liedermacher seinen eigenen Musikverlag, den Willi Ostermann Verlag. In den 20er Jahren verfasste er häufiger auch Lieder auf Hochdeutsch und erlangte durch Übertragungen im Rundfunk und Schallplattenaufnahmen über die Grenzen Kölns hinweg Bekanntheit. Kommerzielle Erfolge waren etwa „Rheinische Lieder“, „Schöne Frau‘n beim Wein“ oder „Einmal am Rhein und dann zu zwei‘n alleine sein“.

Die Texte Ostermanns waren – neben patriotisch-heimatlichen Liebesbekundungen – von Milieu-Erzählungen über banale Alltagssituationen, Missgeschicke und menschliche Unzulänglichkeiten geprägt, die der Dichter jedoch in heitere, authentische, mitunter dramatische Liedergeschichten verpackte. Der Kölner Karneval stellte dabei Zeit seines Lebens eine wichtige Inspirationsquelle und Bühne dar.

Seinen letzten Auftritt hatte er im Juli 1936 in Bad Neuenahr, wo er auf der Bühne im Kurhaus zusammenbrach und in das Kölner Krankenhaus Lindenburg eingeliefert wurde. Dort schrieb er auch sein letztes Lied „Heimweh nach Köln“, besser bekannt unter der Zeile „Ich mööch zo Foß noh Kölle gon“. 

Willi Ostermann starb nach einer Magenoperation am 6. August im Krankenhaus. Der Trauerzug zum Friedhof Melaten, wo Ostermann beigesetzt ist, wurde von gut 35.000 Menschen begleitet.

Von Dominik Kruhl

Heimweh nach Köln

In Köln am Rhing bin ich jebore,
ich han, un dat litt mir im Senn,
ming Muttersproch noch nit verlore,
dat es jet wo ich stolz drop ben.

Wenn ich su an ming Heimat denke
un sinn d’r Dom su vür mer stonn,
mööch ich tireck op Heim ahn schwenke,
ich mööch zo Fooß noh Kölle jonn,
mööch ich tireck op Heim ahn schwenke,
ich mööch zo Fooß noh Kölle jonn.

Un deit d’r Herrjott mich ens rofe,
däm Petrus sagen ich alsdann:
Ich kann et räuhig dir verzälle,
dat Sehnsucht ich noh Kölle han.

Wenn ich su an ming Heimat denke …

Un luuren ich vum Hemmelspözje
dereins he op ming Vatterstadt,
well stell ich noch do bovven sage,
wie jän ich dich, mi Kölle, hatt.

Wenn ich su an ming Heimat denke …