Autor*innen-Porträts

Karl Benno von Mechow

24. Juli 1897 – 11. September 1960

Karl Benno von Mechow

Autor und Ort

Karl Benno von Mechow kam am 24. Juli 1897 in Bonn zur Welt. Sein Geburtshaus befand sich in der Lennéstraße 8, in der Nähe des Hofgartens. Da seine Mutter aus Süddeutschland stammte, verbrachte er seine Kindheit dort, vornehmlich in Baden-Baden. Nach dem Krieg studierte er in Freiburg, Berührungspunkte zu seiner Geburtstadt lassen sich danach nicht mehr feststellen.

Leben und Werk

Karl Benno von Mechow wurde 1897 in Bonn geboren. Sein Vater war ein preußischer Offizier, seine Mutter stammte aus Süddeutschland, weshalb Karl Benno bereits als Kind den Schwarzwald kennen und die hiesige Natur lieben lernte. Diese Faszination, die er auch im Erwachsenenalter nicht verlor, spiegelt sich in vielen seiner Texte wider.

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, meldete sich von Mechow, der damals noch zur Schule ging, als Freiwilliger und wurde an die Ostfront geschickt. Nach Kriegsende entschied er sich, im Gegensatz zu seinem Vater, für einen Werdegang abseits des Militärs. Ab 1919 studierte er in Freiburg Philosophie, Volks- und Landwirtschaft. 

Von seinem Bruder übernahm von Mechow ein kleines Gut in der Mark Brandenburg und genoss dort das Landleben, musste aber schnell einsehen, dass die Bewirtschaftung und Pflege des Hofes ihn überforderten. Er arbeitete anschließend eine Weile als Buchhändler und begann selbst zu schreiben. Ab 1928 lebte er, wieder der Natur nahe, auf einem kleinen Hof in Oberbayern

Seine frühen kürzeren Texte zeigten von Mechow als national gesinnten Schriftsteller, der den Krieg romantisierte und vor allem als Abenteuer beschrieb. 1929 veröffentlichte er seinen ersten Roman Das ländliche Jahr, der das bäuerliche Leben und Arbeiten im Einklang mit der Natur thematisierte. Größere Bekanntheit erlangte er 1933 mit seinem dritten Roman Vorsommer, auf den auch die Geschwister Scholl aufmerksam wurden. 

Auch in Vorsommer, einer zaghaften Liebesgeschichte zwischen der jungen Städterin Ursula und dem Landwirt Thomas, spielt das Verhältnis von Mensch und Natur eine zentrale Rolle. 1940 schrieb Sophie Scholl an ihren Verlobten Fritz Hartnagel: „Er [der Roman] ist so gründlich und klar durchgeführt. Er ist so beherrscht und sauber. Er kann mir selbst klären und erfrischen.“

Von 1934 bis 1938 gab von Mechow zusammen mit Paul Alverdes die national-konservative Literaturzeitschrift Das Innere Reich heraus. In dieser Zeit litt er bereits unter Symptomen einer manisch-depressiven Erkrankung und wurde mehrfach in psychiatrischen Kliniken behandelt. Während des Zweiten Weltkriegs zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück und verfasste nur noch kleinere Erzählungen. Er starb am 11. September 1960 in Emmendingen im Breisgau. 

Von Leonie Bauerdick

Vorsommer (Romanauszug)

Kaum hatte ein Mensch in Ursula etwas von Kranksein vernommen, da warf sie die Decke von sich und sprang auf die Füße. Das harmlose Kraftwort aber, das sie sich zuschleudern wollte, blieb ihr in der Kehle stecken, sie taumelte im Stehen und Gehen, kam mit ihrem Tun nicht voran und erschrak über die Maßen, wie sterbensmüde und elend sie war. Aber immer noch hoffte sie, von innen heraus, von dem denkenden und wollenden Menschen aus, der da Ursula hieß, das dumme Übel zu überwältigen, wie auch die aus dem müden Körper quellende Traurigkeit.

Allein sie mühte sich vergeblich, es besserte sich nichts mit ihr, und wie sie sich selbst dabei zusah in ihrem verzweifelten Suchen nach Hilfe, mußte sie ein zweites Mal traurig werden, traurig nämlich über ihre eigenen Traurigkeit. Ganz verloren fühlte sie sich, in einem tiefen Tale eingeschlossen, Aufgabe und Pflichten wuchsen rings um sie wie steile Berge in die Höhe, schlugen über ihrem Kopfe zusammen, so daß sie kein Licht mehr sah. Was sie verrichtete, tat sie wie eine arme kleine Maschine, die von Sinn und Ende ihres Tätigseins nichts weiß. Unter ihren Händen blieb alles tot, und die Befreiung durch die Tat, jene Melodie, der sie so von Herzen ergeben war, wurde ihr nicht geschenkt.

(aus: Karl Benno von Mechow: Vorsommer. Albert Langen / Georg Müller Verlag GmbH, München 1934, S. 61.)