Autor*innen-Porträts

Adam Kuckhoff

30. August 1887 – 5. August 1943

Adam Kuckhoff
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Autor und Ort

Adam Kuckhoff wurde am 30. August 1887 als Sohn eines Nadelfabrikanten in Aachen geboren und besuchte das hiesige Kaiser-Karls-Gymnasium, am dem er Ostern 1906 sein Abitur ablegte. Die Familie wohnte zu dieser Zeit zunächst am Karlsgraben 39, später in der Krakaustraße 26. In der Innenstadt, zwischen Mauerstraße und Karlsgraben, ist heute eine Straße nach Kuckhoff benannt. Außerdem wurde auf dem Aachener Ostfriedhof ein Gedenkstein aufgestellt, obwohl er dort nicht begraben liegt.

Leben und Werk

Adam Kuckhoff wurde 1887 in Aachen geboren und machte am Kaiser-Karls-Gymnasium 1906 sein Abitur. Ein Jura-Studium in Freiburg brach er rasch ab, es folgten einige Semester Germanistik und Philologie in München, Heidelberg und Berlin, bevor er ab 1909 in Halle (Saale) auf Philosophie umschwenkte und 1912 über Schillers ‚Theorie des Tragischen‘ seine Dissertation schrieb.

Kuckhoff wuchs in einem großbürgerlichen Milieu auf, dessen kulturelle Prätention seine literarischen Interessen begünstigte. Bereits als Schüler schrieb er Gedichte und Dramen. Als Student in Halle organisierte er für die Freie Studentenschaft Lesungen und Vorträge, über die er in der Verbandszeitschrift Der Akademiker berichtete. Nach der Promotion begann Kuckhoff an der Theaterschule von Louise Dumont in Düsseldorf eine Ausbildung zum Schauspieler und Regisseur. Er arbeitete 1915 am Fronttheater in Laon und 1916 als Schauspieler und Dramaturg am Stadttheater in Krefeld. Da ihm das Repertoire zu traditionell war, wechselte er an das avantgardistische Neue Theater in Frankfurt am Main, wo er Spielleiter war und in der Hauszeitschrift Der Zuschauer moderne Dramatiker wie R. Goering und G. Kaiser behandelte. Da Kuckhoff eine volksbildnerische Wirkung anstrebte, ging er 1920 zum Frankfurter Künstlertheater, das als Wanderbühne die hessische Provinz bespielte. Zeugnis für Kuckhoffs eigenes Bemühen um das Volkstheater ist sein Lustspiel Disziplin, das 1923 in Aachen uraufgeführt wurde.

Im selben Jahr verließ Kuckhoff das Künstlertheater und schlug sich als freier Publizist durch, bis er 1928 die Schriftleitung der konservativen Zeitschrift Die Tat übernahm. Da sein Versuch, die kulturpolitische Ausrichtung der Zeitschrift zu ändern, scheiterte, legte Kuckhoff diese Funktion im Herbst 1929 nieder und schrieb den Künstlerroman Scherry (1931). Als Vorbild diente der bekannte Clown Grock, an dem Kuckhoff die Problematik des Genies diskutierte.

Mit seiner Frau Greta, die er 1930 kennenlernte und 1937 heiratete, engagierte sich Kuckhoff nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im politischen Widerstand. Gleichzeitig entfaltete er eine breite literarische Tätigkeit, schrieb für diverse Zeitungen, arbeitete als Lektor, veröffentlichte 1937 bei Rowohlt den Roman Der Deutsche von Bayencourt und 1941 bei Universitas das Drama Till Eulenspiegel. Als Drehbuchschreiber für die Filmgesellschaft Tobis führte er die Verbindung zwischen der Widerstandsgruppe um Arvid Harnack und der um Harro Schulze-Boysen herbei, aus der die Rote Kapelle hervorging.

Nach der Enttarnung der Gruppe wurde Kuckhoff im September 1942 Prag von der Gestapo verhaftet und am 5. August 1943 im  Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Von Jürgen Egyptien

Der Deserteur (Auszug)

„Als ich aus der Tür der Kneipe trat, kriegte ich gleichsam einen Stoß ins Kreuz, ganz physisch, nun ging es also los, ich wusste, das ist jetzt die Krise. Dass ich unsicher durch die Straßen schlich, wie hätte ich anders sollen: Schritte hatte ich auch sonst immer hinter mir gehört, es war jedesmal eine Täuschung gewesen, und zuletzt behielt ich die Nerven. Heut war es aus damit, ich lachte über mich selbst, der Schweiß lief mir herunter, wenn nur eine Hure auf mich zukam, fein musste ich aussehen, wie eine Einladung auf sieben Meilen, sich ein paar Minuten näher mit mir zu beschäftigen. Es dauerte denn auch keine Straße weit, so hörte ich die gewohnten Schritte hinter mir, doppelt, eine Patrouille, zwei Mann. Ich hatte mir bisher immer noch gesagt, dieses Mal sei es ‚wirklich‘, und weil ich es mir auch jetzt wieder sagte, dachte ich im Innersten, es sei es doch nicht. So merkwürdig geht das im Menschen durcheinander. Aber als ich an die erste Ecke kam, folgten die Schritte mir, das war schon Fall zwei, mit Verschärfung, drei, schon spät, kaum noch Verkehr und die Gegend abgelegen. Ich überquerte den Fahrdamm, die beiden blieben drüben, ja, es waren zwei Männer […].“

(aus: Fröhlich bestehn. Adam Kuckhoff. Prosa Lyrik Dramatik. Aachen 1985, S. 63)