Autor*innen-Porträts

Hans Eschelbach

16. Februar 1868 – 14. März 1948

Hans Eschelbach
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Autor und Ort

Hans Eschel­bach wurde am 16. Februar 1868 in der Bon­ner Rhein­gas­se 931-932 geboren, in un­mit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft zum früheren Wohn­haus der Fa­mi­lie Beet­ho­ven. Kurz danach zog die Fa­mi­lie zu­nächst in die Ka­ser­nen­stra­ße 2 und spä­ter in die Sürst 20, wo der Va­ter, gelernter Schreiner, ei­ne Mö­bel­hand­lung er­öff­ne­te. Eschelbach absolvierte das Lehrerseminar in Brühl und unterrichtete anschließend an der Dorf­schu­le in Mer­ten (heu­te ein Staddteil von Born­heim), wo er seine erste Frau Therese Wolter kennenlernte. 1892 wechselte er an ei­ne Volks­schu­le in ei­nem Köl­ner Ar­men­vier­tel. Be­reits zu Leb­zei­ten er­hielt Eschel­bach ein Eh­ren­grab auf dem Al­ten Fried­hof in Bonn, beerdigt wurde er jedoch in der Nähe seines letzten Wohnorts in Österreich, ei­ne Über­füh­rung des Leich­nams ist bis heu­te nicht erfolgt. 1958 wur­de ei­ne Stra­ße in Bonn-Dot­ten­dorf nach Eschelbach be­nannt.

Leben und Werk

Hans Eschelbach, geboren 1868 in Bonn, war ein vielseitiger Schriftsteller, dessen Werk Romane, Erzählungen, Dramen und Lyrik in etwa 50 Bänden umfasst. Die religiösen und sozialkritischen Texte erfreuten sich zu Lebzeiten des Autor großer Popularität, sind heute aber weitestgehend in Vergessenheit geraten. Anlässlich seines 70. Geburtstages schrieb ein Zeitgenosse über sein Werk Götterfeind: „Was Michelangelo mit dem Meißel, das hat Hans Eschelbach (...) mit der Feder getan!“

Hans Eschelbach wurde als sechstes Kind des Schreiners Anton Eschelbach und dessen Frau Anna Henseler in der Bonner Rheingasse geboren. Schon als Kind begann Eschelbach eigene Gedichte zu verfassen und begeisterte sich für das Theater. Mit nur 16 Jahren verfasste er sein erstes Drama, da bereitete er sich gerade auf das Lehrerseminar in Brühl vor. 

Ab 1892 lehrte Eschelbach an einer Kölner Volksschule. Die Lebensumstände der Schülerinnen und Schüler, die vornehmlich aus prekären Verhältnissen stammten, ließen Eschelbach, der bereits selbst Vater von drei Kindern war, nicht ungerührt. Die direkte Konfrontation mit den Sorgen und Nöten seiner Schützlinge und dessen Familien stärkten in ihm das Bedürfnis, sich sozial zu engagieren und auf vorherrschende Missstände hinzuweisen, dies spiegelt sich auch in seinem Werk wider.

Texte wie die dramatische Erzählung Im Moor, die Schulgeschichte Die beiden Merks oder Der Wasserkopf, der die Leidensgeschichte eines behinderten Kindes erzählt, machten Eschelbach über das Rheinland hinaus bekannt. Auch der Kölner Schokoladenfabrikant Ludwig Stollwerck wurde auf ihn aufmerksam. Dieser brachte 1898 als einer der ersten ein Sammelalbum für Sammelbilder heraus, als Werbemaßnahme für seine Süßwaren. Eschelbach arbeitete als einer von mehreren Autorinnen und Autoren an der literarischen Gestaltung.

1906 zog sich Eschelbach aus dem Schuldienst zurück und konzentrierte sich fortan auf das Schreiben. 1911 gründete er in Bonn den christlich geprägten Veritas-Verlag. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten geriet Eschelbach aufgrund seiner Schriften immer wieder in den Fokus der Gestapo. Als sein Wohnhaus 1941 durch einen Bombenangriff zerstört wurde, zog er mit seiner zweiten Frau, der Mu­si­ke­rin und Re­zi­ta­to­rin Tony Eick, ins österreichische Alpendorf Fra­xern in Vorarlberg, wo er bis zu seinem Tod am 14. März 1948 lebte.  

Von Leonie Bauerdick

Die Armen und Elenden (Auszug)

Unsere Sünden haben andere krank und elend gemacht. Wir haben uns so breit in die Sonne gestellt, daß für andere nur der Schatten blieb.

Wir haben auf der Jagd nach dem Glück nicht darauf geachtet, daß wie Schwächere zu Boden stießen. Sie sind getreten worden, und wir wissen es nicht!

Wir, die Sieger, haben vergessen, daß andere für uns in den Krieg gezogen, die mit ihrem Herzblute den Lorbeer düngten, der sich um unsere Stirne schlingt.

Wir, die wir nach dem vollen Becher der Lust greifen, wissen es nicht, daß als Bodensatz in diesem Becher schwere Tropen von Blut, Schweiß und Tränen schwimmen, von denen vergossen, die im Dunkeln stehend uns diesen Becher füllen mußten.

Wir lieben die Geschichte der Helden und Könige, aber wir wenden uns ab, wenn der Schweißgeruch von Armut und Arbeit zu sehr in unsere Nähe dringt.

Wir verschließen unsere Ohren der Geschichte der Märtyrer, für deren Qualen wir doch selbst die Folterwerkzeuge lieferten.

Wir sehen nicht hinter uns, indem wir zur Höhe streben. Wir achten es nicht, daß unser Fuß den Stein lostritt, der die Lawine ins Rollen bringt, die fremdes, bescheidenes Glück verschüttet.

Aber wenn sich eines Tages die Gefängnisse, die Hospitäler, die Armen- und Irrenhäuser öffneten, wenn die Geister derer, die hier stumm und rettungslos in die Tiefe sanken, kämen, um Rechenschaft von uns zu fordern: die Sonne würde ihr Antlitz verhüllen!

(aus: Hans Eschelbach: Die Armen und Elenden. Erzählung. Druck und Verlag von Ferdinand Schöningh, Paderborn 1909, S. 3f.)