Autor*innen-Porträts

Einhard

Um 770 – 14. März 840

Porträt von Einhard

Autor und Ort

Einhard wurde im Jahr 794 zur Ausbildung nach Aachen an den Hof Karls des Großen gesandt, wo er schon bald zum engsten Kreis des Herrschers zählte. Er übernahm später die Leitung seiner Hofschule und war verantwortlich für die Errichtung zahlreicher von Karl dem Großen in Auftrag gegebener Bauten, darunter die Pfalzkapelle in Aachen, dem Zentralbau des hiesigen Doms. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zu Ehren des fränkischen Gelehrten das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Einhard-Gymnasium umbenannt. Als Zeitschriften- und Buchverlag des Bistums Aachen veröffentlicht und vertreibt der Einhard Verlag religiöse und regionale Medien, etwa die Kirchenzeitung oder Reiseführer.

Leben und Werk

Einhard kam um das Jahr 770 im Maingau zur Welt. Er erhielt seine Erziehung im Kloster Fulda, dem Bildungszentrum im Osten des Frankenreichs. Wegen seiner geistigen Fähigkeiten wurde er von Abt Baugulf 794 zur weiteren Ausbildung nach Aachen an den Hof Karls des Großen gesandt. Die dortige Hofschule wurde von Alkuin geleitet, den Einhard mit seinen profunden Kenntnissen der lateinischen Klassiker beeindruckte. 

Alkuin übertrug Einhard die literarische und mathematische Fortbildung des fast dreißig Jahre älteren Karl, woraus eine enge Freundschaft erwuchs. Als Alkuin sich in ein Kloster bei Tours zurückzog, übernahm Einhard die Leitung der Hofschule. Da Einhard ebenfalls große Kenntnisse in der Architektur besaß und über handwerkliche Fertigkeiten verfügte, bestellte ihn Karl zum Aufseher über die Bauhütte und die Hofwerkstätten.

Nach der Krönung Karls zum Kaiser im Jahr 800 in Rom wurde Einhard auch mit politischen Aufgaben betraut. 813 war er der Wortführer Karls, als es darum ging, dessen Sohn Ludwig als Mitregenten zu installieren. Erst unter der Regentschaft von Ludwig dem Frommen ab 814 übte Einhard offiziell die Funktion eines Privatsekretärs des Kaisers aus. In Anerkennung seiner Verdienste schenkte Ludwig ihm Abteien in Gent, Maastricht und Paris sowie Grundbesitz in Mühlheim am Main. Dort ließ Einhard nach einer Vision ein Kloster und eine Kirche für die Märtyrer Marcellinus und Petrus errichten. Um 830 beschrieb er die Überführung der Reliquien der beiden Heiligen in der Translatio et miracula sanctorum Marcellini et Petri. Die Darstellung legt Zeugnis ab von Einhards naivem Wunderglauben. Der Ort hieß fortan Seligenstadt und trägt seit 2020 den Namenszusatz „Einhardstadt“.

Zwischen den Jahren 817 und 836 – die Datierung ist bis heute Gegenstand der Forschung – verfasste Einhard seine bedeutendste Schrift, die Vita Karoli Magni. Bei dieser Beschreibung des Lebens von Karl dem Großen orientierte er sich an den Kaiserbiografien des römischen Historikers Sueton. In der ersten Hälfte schildert Einhard die Kriege, die Karl geführt hat, in der zweiten geht er auf Erscheinungsbild, Familie, Persönlichkeit und Regierungsstil ein. Der Blick auf Details verleiht seiner Darstellung Lebendigkeit und Individualität. Die Vita Karoli Magni, verfasst in elegantem Latein, gilt nicht nur als erste nachantike Herrscherbiografie, sondern zählt zu den herausragenden literarischen Werken des Mittelalters und machte ihren Verfasser für alle Zeit berühmt.

Nach 830 zog sich Einhard nach Seligenstadt zurück, als der Konflikt zwischen Ludwig dem Frommen und dessen Sohn Lothar, der Einhards Schüler gewesen war, eskalierte. Er wirkte an deren Versöhnung 839 mit, starb aber im Jahr darauf in der von ihm umbenannten Stadt. Dort befindet sich in der Ministranten-Sakristei ein großer Sarkophag mit den Gebeinen Einhards und seiner Frau Imma.

Die bekanntesten nach ihm benannten Bauwerke sind die Einhard-Basilika in Seligenstadt und die Einhardsbasilika bei Michelstadt im Odenwald. In Aachen und Seligenstadt gibt es Einhard-Gymnasien, in Seligenstadt und Eschweiler Denkmäler. Seit 1999 wird der Einhard-Preis für Biografien von der in Seligenstadt ansässigen Einhard-Stiftung verliehen. 

Von Jürgen Egyptien

Das Leben Karls des Großen (Ausschnitt, um 820-830)

Verschiedene Vorzeichen hatten auf das Herannahen seines Todes hingewiesen, so dass nicht nur andere, sondern auch er selber ihn kommen fühlte.

In den drei letzten Jahren seines Lebens gab es sehr viele Sonnen- und Mondfinsternisse und an der Sonne bemerkte man sieben Tage lang einen schwarzen Fleck.

Der Säulengang, der er zwischen der Kirche und dem Schloss mit großer Mühe hatte errichten lassen, stürzte am Himmelfahrtstag plötzlich bis auf den Grund zusammen.

Die Rheinbrücke bei Mainz, ein herrliches Werk, das er in einem Zeitraum von zehn Jahren mit unendlicher Mühe und wunderbarer Kunst so fest aus Holz gebaut hatte, dass man glaubte, es müsste für die Ewigkeit stehen, wurde durch eine zufällig entstandene Feuersbrunst in drei Stunden so vollständig zerstört, dass außer dem, was vom Wasser bedeckt war, kein Span übrig blieb.

Er selbst sah auf dem letzten sächsischen Heereszug, den er gegen Godofrid den Dänenkönig im Jahr 810 unternahm, eines Tages, als er vor Sonnenaufgang das Lager verlassen und den Marschen angetreten hatte, plötzlich eine Fackel vom Himmel herunterfallen und in hellem Glanz von der rechten auf die linke Seite durch die heitere Luft fliegen. Während alle verwundert waren, was wohl dieses Zeichen zu bedeuten habe, stürzte plötzlich das Pferd, das er ritt, und warf ihn, indem es den Kopf zwischen die Beine nahm, so heftig zur Erde, dass die Spange seines Mantels bracht, sein Schwertgurt zerriss und er von der herzueilenden Dienerschaft ohne Waffen und ohne Mantel aufgehoben wurde. 
Der Wurfspieß, der gerade in der Hand gehalten hatte, wurde dabei zwanzig oder noch mehr Fuß weit fortgeschleudert.

Zu diesem Unfall kamen noch häufige Erschütterung seines Palastes in Aachen und ein ständiges Krachen des Gebälks in den Häusern, in denen er sich aufhielt.

(aus: Einhard: Das Leben Karls des Großen. Aus dem Lateinischen von Wilhelm Wattenbach, Suavis Verlag, Essen 2016, S. 69.)