Autor*innen-Porträts

Konrad Duden

3. Januar 1829 – 1. August 1911

Konrad Duden
© Stadtarchiv Wesel

Autor und Ort

Konrad Alexander Friedrich Duden wurde am 3. Januar 1829 auf Gut Bossigt im niederrheinischen Lackhausen, das heute zu Wesel gehört, geboren. Die Straße, die zum Haus – heute ein Hotel mit Restaurant – führt, trägt seinen Namen. Am anderen Ende der Straße wurde 1961, zum 50. Todestag Dudens, ein großer Findling mit einer Bronzeplatte aufgestellt, die ihn als Begründer der deutschen Rechtschreibung würdigt. Unweit davon, an der Julius-Leber-Straße, ist gegenüber einem Supermarkt eine Büste von Konrad Duden zu finden. In Wesel sind außerdem ein Gymnasium und eine Grundschule nach dem berühmten Sohn der Stadt benannt.

Leben und Werk

Konrad Duden war ein bedeutender deutscher Sprachwissenschaftler und gilt als Begründer der einheitlichen deutschen Rechtschreibung. Das nach ihm benannte Wörterbuch gehört zu den meistverkauften deutschsprachigen Werken und findet sich auch heute noch in zahlreichen Haushalten. 

Da sich die Familie Duden in finanziellen Nöten befand, gaben die Eltern Konrad und dessen Bruder 1838 in ein evangelisches Kinderheim in Wesel, wo beide die Möglichkeit hatten, eine gute Schulbildung zu erhalten und das Abitur zu machen. So konnte Konrad Duden 1846 seine akademische Laufbahn an der Universität in Bonn beginnen. Er studierte Germanistik, Philologie und Geschichte und besuchte mit großem Interesse die Vorlesungen von Ernst Moritz Arndt. 1848 brach er, mutmaßlich aus finanziellen Beweggründen, das Studium ab und zog nach Frankfurt, wo er eine Stelle als Hauslehrer annahm. 1854 holte er das Staatsexamen in Bonn nach und promovierte anschließend in Marburg. Die kommenden Jahre verbrachte er in diversen Anstellungen als Lehrer – zeitweise auch in Italien, wo er seine Frau Adeline Jakob kennenlernte. 

Zu Dudens Lebzeiten bestand das Deutsche Reich aus zahlreichen Kleinstaaten mit verschiedenen Dialekten und Schreibweisen. Durch Kollegen und Schüler mit der Vielfalt der regionalen Sprachvarianten konfrontiert, erkannte er die Notwendigkeit, einheitliche Regeln für die deutsche Rechtschreibung zu etablieren. Weder eine faire Beurteilung der Schulleistungen, noch eine unmissverständliche Kommunikation erschien Duden ohne ein einheitliches Regelwerk möglich. 

1869 wurde Duden Gymnasialdirektor im thüringerischen Schleiz und legte mit seiner dortigen Arbeit den Grundstein für sein Wörterbuch. 1872 veröffentlichte er das Werk Die deutsche Rechtschreibung, Abhandlung, Regeln und Wörterverzeichnis. Nachdem 1876 auf der ersten Orthographischen Konferenz in Berlin keine Einigung auf einheitliche Regeln gelang, verfasste Duden schließlich sein 187 Seiten und ca. 27.000 Begriffe umfassendes Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache

Erst 1901, im Zuge der zweiten Orthographischen Konferenz, konnten sich Fachleute und Staatsbeamte auf eine einheitliche, im gesamten deutschen Sprachraum gültige Verordnung einigen. Dudens Rechtschreibregeln galten fortan für das Deutsche Reich als verbindlich. 

Sich der dynamischen Natur von Sprache bewusst, aktualisierte Duden sein Werk regelmäßig, um Veränderungen in der Orthografie festzuhalten. Heute umfasst der Duden ca. 150.000 Wörter auf 1300 Seiten und ist nach wie vor das anerkannte Standardwerk zur deutschen Rechtschreibung.

Konrad Duden starb am 1. August 1911 im Alter von 82 Jahren in seinem Alterswohnsitz Sonnenberg bei Wiesbaden.

Von Leonie Bauerdick

Die deutsche Rechtschreibung (Auszug aus dem Vorwort)

Möge dieses Werkchen, dessen Plan in den Tagen gefaßt wurde, als in der französischen Königsstadt die deutsche Kaiserwürde und mit ihr die politische Einheit Deutschlands geboren ward, vergönnt sein, zu seinem bescheidenen Teile an der Herstellung der Einheit auf dem nur vergleichsweise unwichtigen, aber keineswegs gleichgiltgen Gebiete der Rechtschreibung mitzuwirken. Auch hier gibt es berechtigte Eigentümlichkeiten, die geschont, unberechtigte, die zurückgewiesen, ja auch Absonderungsgelüste, die mit aller Kraft bekämpft und von der Schule fern gehalten werden müssen. Diese Bestrebungen sind um so gefährlicher, als sie von den bedeutendsten Männern ausgehen, deren reine Absicht ebenso wie ihre Gelehrsamkeit über alles Lob erhaben ist. Diese Männer wollen dasselbe wie wir. Aber indem Mittel greifen sie fehl, wenn sie, den Zweck der Schrift außer Acht lassend, durch Einführung historischer Schreibung eine tiefergehende Kenntniß der Muttersprache glauben erzielen zu können und zu sollen. Diese kann nur die Frucht ernster Studien sein und ist nicht für jedermann. Die Schrift aber ist für jedermann; sie darf daher nicht durch Rücksichten erschwert werden, welche außerhalb ihres Zweckes liegen und nur einer vergleichsweise kleinen Zahl derer, die sich ihrer bedienen, zu gute kommen.

(aus: Konrad Duden: Die deutsche Rechtschreibung. Abhandlung, Regeln und Wörter­verzeichniß mit etymologischen Angaben. Für die oberen Klassen höherer Lehr­anstalten und zur Selbst­belehrung für Gebildete. Verlag B. G. Teubner, Leipzig 1872.)