Autor*innen-Porträts

Nikolaus Becker

8. Oktober 1809 – 28. August 1845

Nikolaus Becker
Litografie von August Kneisel © Universitätsbibliothek Frankfurt am Main

Autor und Ort

Nikolaus Becker kam 1809 in Bonn zur Welt. Sein Geburtshaus stand in der Sternstraße 64. Dort ist heute über dem Fenster im ersten Stock eine Informationstafel angebracht, auf der eine Zeile aus seinem berühmten Rheinlied zu lesen ist: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein“. In Bad Godesberg ist seit 1895 eine Straße nach dem Dichter benannt. In Hünshoven (heute ein Stadtteil von Geilenkirchen), wohin Becker 1835 zog und wo er zehn Jahre später starb, erinnern ebenfalls eine Gedenktafel sowie eine Straße an ihn.

Leben und Werk

Nikolaus Becker wurde am 8. Oktober 1809 als Sohn des Bonner Stadtrats Edmund Becker und dessen dritter Ehefrau Maria Cäcilia Dumont in Bonn geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums widmete Becker sich dem Jurastudium an der Bonner Universität. Währenddessen entbrannte jedoch seine Leidenschaft für Poesie und das Lernen rückte in den Hintergrund. Dennoch konnte er 1832 das erste Staatsexamen abschließen,

Danach absolvierte er zunächst eine einjährige Militärdienstpflicht. Seine juristische Ausbildung setzte Becker am Kölner Gerichtshof fort, berichtete jedoch in Briefen davon, dass ihm die Arbeit keine Freude mache. Als seine Mutter 1835 verstarb, verließ der 25-jährige Becker seine Heimatstadt Bonn sowie den Kölner Gerichtshof und zog zu seiner Stiefschwester nach Hünshoven bei Geilenkirchen. Sein Schwager verhalf ihm zu einer Anstellung am dortigen Friedensgericht, die er dankend annahm − vor allem da ihm die Stelle viel Freizeit ließ. Getrieben von gesundheitlichen Problemen und der Liebe zur Natur verbrachte Becker in diesen Jahren viel Zeit mit Wandern und dem Erkunden der rheinischen Landschaft. Diese diente ihm als Inspirationsquelle für viele seiner Gedichte.

1840 verfasste Becker sein bekanntestes Gedicht, Der freie Rhein. Nach Veröffentlichung in der „Kölnischen Zeitung“ gewann das Gedicht unter dem Namen Rheinlied in der Öffentlichkeit schnell an Beliebtheit. Besonders die Zeilen „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein, ob sie wie gier’ge Raben Sich heiser danach schrein“ stießen bei der Bevölkerung auf großen Zuspruch. Im Zuge des Vormärzes und der wachsenden Ansprüche Frankreichs auf die linksrheinischen Gebiete wurde Becker mit seinem Gedicht vom deutschen Volk als Patriot gefeiert. 

Becker, der sich kurz zuvor noch in finanziellen Nöten befand, wurde nun mit allerlei Ehrungen bedacht und erhielt von König Friedrich Wilhelm IV. eine bessere Stelle bei Gericht. Robert Schumann vertonte das „Rheinlied“, Schriftsteller wie Ernst Moritz Arndt und Max Schneckenburg nahmen in ihren Gedichten darauf Bezug. Doch für sein bekanntestes Werk erntete er auch scharfe Kritik. In Heinrich Heines Deutschland. Ein Wintermärchen (1844) heißt es: „Zu Biberich hab‘ ich [der Rhein] Steine verschluckt, wahrhaftig sie schmeckten nicht lecker! Doch schwerer liegen im Magen mir die Verse von Niklas Becker“.

1841 zog Becker zurück in seine Heimat Bonn und veröffentlichte einen 72 Gedichte umfassenden Sammelband. An den Erfolg des Rheinliedes konnte er jedoch nicht mehr anknüpfen. Als sich sein gesundheitlicher Zustand rapide verschlechterte, zog er 1845 wieder zu seiner Stiefschwester nach Hünshoven, wo er im Alter von nur 35 Jahren starb. 

Von Leonie Bauerdick

Der freie Rhein

Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Ob sie wie gier‘ge Raben
Sich heiser danach schrein,

Solang er ruhig wallend
Sein grünes Kleid noch trägt,
Solang ein Ruder schallend
In seine Woge schlägt!

Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Solang sich Herzen laben
An seinem Feuerwein;

Solang in seinem Strome
Noch fest die Felsen stehn,
Solang sich hohe Dome
In seinem Spiegel sehn!

Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Solang dort kühne Knaben
Um schlanke Dirnen frei’n;

Solang die Flosse hebet
Ein Fisch auf seinem Grund,
Solang ein Lied noch lebet
In seiner Sänger Mund!

Sie sollen ihn nicht haben,
Den freien deutschen Rhein,
Bis seine Flut begraben
Des letzten Manns Gebein! 

(zitiert aus: Projekt Gutenberg, Erstabdruck in der „Trierischen Zeitung“ am 18. September 1840.)