Nächste Woche beginnt die siebte Ausgabe der Wuppertaler Literatur Biennale. Unter dem Motto „Vom Verschwinden“ werden zwischen dem 3. und 11. Mai 2024 zahlreiche Autor*innen an verschiedenen Orten in der Stadt lesen und ins Gespräch kommen. Beteiligt sind Gäst*innen aus Wuppertal, dem gesamten deutschsprachigen Raum, aber auch aus Mexiko, Großbritannien und Äquatorialguinea.
Wir haben dem Organisationsteam, bestehend aus Julia Wessel, Ruth Eising, Torsten Krug und Torsten Krämer, im Vorfeld einige Fragen geschickt, um mehr über das Konzept des Festivals zu erfahren und darüber, was das Publikum erwartet.
Hervorgegangen ist die Wuppertaler Literatur Biennale aus dem sogenannten Literaturtisch, einer lockeren Verbindung von in Wuppertal literarisch Tätigen – Autor*innen, Literaturveranstalter*innen, literarische wie künstlerische Vereine und Initiativen sowie Vertreter*innen des Kulturbüros. Diese Verbindung zur lokalen und regionalen Szene ist der Biennale nach wie vor wichtig und hebt sie von manch anderen Festivals ab. So ist es ein Markenzeichen der Biennale, international relevante, etablierte wie junge Stimmen mit regionalen Stimmen in ihrem Programm zusammen zu präsentieren. Dies tut die Biennale von Beginn an jeweils unter einem Motto oder Thema, das ebenfalls im Verbund mit der regionalen Szene diskutiert und gefunden wird. Diesem Grundkonzept ist die Biennale bis heute treu geblieben. Veränderungen gibt es beispielsweise in der Kuratierung des Programms. Während in früheren Ausgaben eher die regionalen Vereine ihre jeweiligen Mitglieder in Gemeinschaftslesungen präsentierten, sind die regionalen Autor*innen jetzt an einem Regionaltag mit Einzellesungen vertreten, der vom Biennale-Team kuratiert wurde. Für weitere Beiträge aus der regionalen Szene wurde durch einen Open Call bewusst versucht, den Kreis möglicher Teilnehmer*innen zu erweitern und auch unbekanntere Initiativen und Projekte zu erreichen.
Hervorgegangen ist die Wuppertaler Literatur Biennale aus dem sogenannten Literaturtisch, einer lockeren Verbindung von in Wuppertal literarisch Tätigen – Autor*innen, Literaturveranstalter*innen, literarische wie künstlerische Vereine und Initiativen sowie Vertreter*innen des Kulturbüros. Diese Verbindung zur lokalen und regionalen Szene ist der Biennale nach wie vor wichtig und hebt sie von manch anderen Festivals ab. So ist es ein Markenzeichen der Biennale, international relevante, etablierte wie auch junge Stimmen mit regionalen Autor*innen im Programm zusammen zu präsentieren. Dies tut die Biennale von Beginn an jeweils unter einem Motto oder Thema, das ebenfalls im Verbund mit der regionalen Szene diskutiert und gefunden wird. Diesem Grundkonzept ist die Biennale bis heute treu geblieben.
Das Motto der Wuppertaler Literatur Biennale hat immer die schwierige Aufgabe, zwei verschiedene Funktionen zu erfüllen: Zum einen soll es Themen aufgreifen und auch gerne kontrovers diskutieren, die gesellschaftlich gerade besonders wichtig sind. Zum anderen ist das Format eben auch ein Fest der Literatur, unter dem Motto sollen also spannende und vielseitige Texte und Autor*innen versammelt werden, die Lust auf Literatur machen, ohne belehrend zu sein. Aus dem Berater*innenkreis der Literatur Biennale und im Gremium des Wuppertaler Literaturtischs wurden mehrere sehr vielversprechende Vorschläge eingebracht, die sich das Kurator*innenteam genau angesehen hat. Das Thema „Vom Verschwinden“ hat uns am Ende überzeugt, weil es genau diesen Spagat leistet: Es ist ein sehr literarisches, poetisches Thema, an dem man aber auch die wichtigen Themen unserer Zeit besprechen kann – häufig sogar beides gleichzeitig.
Die Literatur war schon immer ein Medium, das aktuelle, auch politische Phänomene sehr gut abstrahieren oder durch das Verpacken in Geschichten zugänglich machen kann. Wenn unsere Lebensrealitäten so politisch aufgeladen sind wie im Moment, zeigt sich das natürlich auch in den Themen aktueller Romane oder anderer Texte. Gerade in solchen Zeiten kann Literatur dabei helfen, Geschehnisse besser zu verstehen oder die Perspektive zu wechseln. Was in den vergangenen Monaten aber auch immer stärker spürbar wird, ist eine Politisierung im Literaturbetrieb selbst, also dass zum Beispiel Autor*innen, Verlage und Veranstalter*innen sich auch über den Inhalt der literarischen Werke hinaus politisch äußern oder positionieren. Auch daran merkt man deutlich, wie eng Literatur und politische oder gesellschaftliche Themen zusammenhängen.
Bei der Auswahl des Programms waren wir selbst immer wieder überrascht, in wie vielen Facetten und Bereichen sich das Thema „Vom Verschwinden‟ zeigt. Wir haben versucht, dieser Vielfalt Rechnung zu tragen, und so ist dieses Jahr ein besonders abwechslungsreiches Programm zustande gekommen. Das Publikum kann also eine Biennale erwarten, bei der wirklich jede Veranstaltung noch einmal einen anderen Aspekt des Themas eröffnet, ein bisschen wie beim Blick durch ein Kaleidoskop. Das zeigt sich auch bei den vertretenen Genres und Formen. Sicherlich überwiegen Romane und Erzählungen, aber auch Lyrik, Theater und Hörspiel sind vertreten, durch die Beiträge des Open Calls kommen weitere intermediale und partizipative Formate hinzu. So stellt die Literatur Biennale dieses Jahr eine seltene Möglichkeit dar, den ganzen Reichtum der Literatur in konzentrierter Form zu erleben.
Neben den klassischen Lesungsformaten gibt es auch in diesem Jahr wieder zwei Diskurs-Veranstaltungen, die von Asal Dardan kuratiert und moderiert werden. Leider gibt es angesichts der politischen Verwerfungen immer weniger Raum für solche Runden, bei denen auch gegenteilige Positionen miteinander ins Gespräch kommen können. Deshalb sind wir froh, im Rahmen der Biennale eine solche Plattform bereitstellen zu können und zum Beispiel über die Möglichkeit von Utopien in Zeiten der Dauerkrise zu sprechen.
Dann gibt es noch die Veranstaltung zur Verleihung des Preises der Wuppertaler Literatur Biennale. Die Jury hat es sich nicht leicht gemacht und aus der Rekordzahl von Einsendungen, die unsere Erwartungen weit übertroffen hat, drei Texte ausgewählt, die von ihren Autor*innen vorgestellt werden. Mit dieser Veranstaltung bekommen wir also einen kleinen Ausblick in die jüngste und damit auch die zukünftige Literatur, eine Art Staffelübergabe findet dort statt, was ein gutes Bild für die Gleichzeitigkeit von Veränderung und Kontinuität ist.
Wie immer gab es auch in diesem Jahr noch eine ganze Zahl weiterer Autor*innen, die wir ebenfalls gerne eingeladen hätten. Aber noch mehr Programm lässt sich in einem so begrenzten Zeitraum nicht machen. Von daher gibt es noch Namen auf unserer Liste, die wir gerne in der Zukunft berücksichtigen würden. Und wir glauben, dass es auch auf der Formatebene noch viel mehr Möglichkeiten gibt, Literatur ans Publikum zu bringen, nicht nur an den einzelnen Veranstaltungsorten, sondern in der ganzen Stadt, im öffentlichen Raum. Unser Ziel ist es ja, dass die Menschen in Wuppertal insgesamt begeistert werden von der Literatur, auch diejenigen, die vielleicht bislang noch wenig Berührung mit ihr hatten. Da müssen auch wir sicher noch besser verstehen, wie solche Schwellen überwunden werden können.
Mehr Informationen zum Programm der Wuppertaler Literatur Biennale finden Sie hier.