In Deutschland kommen jedes Jahr mehr als zehntausend Neuerscheinungen auf den Markt. Wer kann da noch den Überblick behalten? Wir! Einmal im Monat empfehlen Literaturkenner*innen und Vielleser*innen aus unserem Netzwerk ein Buch, das sich lohnt. Warum? Das beantwortet der Fragebogen.
Petra von der Lohe, Lehrbeauftragte im Bereich Literatur und literarisches Schreiben an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter empfiehlt im September Mischa und der Meister von Michael Kumpfmüller.
Zwei junge Leute mitten im Berlin der heutigen Tage laden Jesus ein. Und er kommt tatsächlich. Das hat so einiges zur Folge. Keine dramatischen Revolutionen, aber ein um sich greifendes Infektionsgeschehen freundlicher Natur. Menschen lassen sich auf einmal berühren: Ein fieser Literaturkritiker entdeckt sein Gemüt, in der Psychiatrie wird getanzt. Und Teufel sinnen auf Rache, werden zu wütenden Yachtclub-Vorständen, die dieses Herzensvirus rasend macht.
Um Irdisches und Himmlisches, um ein genüssliches Bad in literarischen Verwandtschaften – von Dostojewski über Bulgakow bis Goethe und zurück –, um Verwandlungskraft, um ein Miteinander in der U-Bahn und auf Friedhöfen und, ja, echt: um Liebe.
„‚Ja, Schweigen ist schön, wenn auch schwer', meinte Anastasia, und darauf schwiegen sie wie zur Probe eine Weile …“
Lieber Michael, hattest Du so viel Freude beim Schreiben wie ich beim Lesen? Und ist bei Dir auch etwas davon hängen geblieben bei aller Ernüchterung? Ein heiteres Viruspartikelchen? Ein Hauch von literarischem Widerstand gegen Teufel und Autokraten? Trauen wir uns: Glauben wir daran?
... Identitti von Mithu Sanyal.
Das Buch:
Michael Kumpfmüller – Mischa und der Meister
Kiepenheuer und Witsch
Köln 2022
368 Seiten