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„Wir wollten alle zehn Städte unter einen Hut bringen“

Engelbert Schmitz
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Engelbert Schmitz vom Rhein-Erft-Kreis spricht im Interview über den diesjährigen LiteraturHerbst und Pläne für die Zukunft.

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Am vergangenen Wochenende wurde der LiteraturHerbst Rhein-Erft 2022 (27. August bis 02. Oktober) im Evangelischen Gemeindezentrum in Frechen-Königsdorf eröffnet. Die Veranstaltungsreihe findet bereits zum 22. Mal statt – in diesem Jahr mit insgesamt 29 Lesungen an verschiedenen Orten im Kreis. Wir haben Organisator Engelbert Schmitz, Leiter des Kulturreferats bei der Kreisverwaltung, ein paar Fragen zur Entwicklung des LiteraturHerbstes und zum diesjährigen Programm gestellt.

Seit 1999 gibt es den LiteraturHerbst. Wer hatte die Idee? Wie ist die Reihe entstanden?

Im Jahr 1999 hat der Rhein-Erft-Kreis gemeinsam mit den zehn kreisangehörigen Kommunen im Kreis (Bedburg, Bergheim, Brühl, Elsdorf, Erftstadt, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim, Wesseling) beschlossen, gemeinsam eine literarische Veranstaltungsreihe ins Leben zu rufen. Die ersten Überlegungen gingen in Richtung einer Zusammenarbeit mit dem Oberbergischen Kreis und dem Rheinisch-Bergischen Kreis. Doch zuerst wollten die hiesigen Kommunen versuchen, alle zehn Städte unter einen Hut zu bringen. Das hat so gut funktioniert, dass es danach keine Bestrebungen mehr gab, das Ganze auszuweiten.

Nach und nach wurde an einigen Stellschrauben gedreht, um den LiteraturHerbst so durchzuführen, wie er sich jetzt darstellt. Ohne die Kultur- und Umweltstiftung der Kreissparkasse Köln, die von Beginn an die Literaturreihe unterstützt haben (später kam die RheinEnergie AG als zweiter Förderpartner dazu) wäre das nicht möglich gewesen. Wer ursprünglich die Idee zum LiteraturHerbst hatte, lässt sich nicht mehr genau sagen. Alle Kommunen waren aber – wenn auch mit unterschiedlichem Interesse – von Anfang an mit dabei, sowie auch der Autorenkreis Rhein-Erft, ein Zusammenschluss aller im Kreisgebiete wohnhaften oder tätigen Autor*innen.

Der LiteraturHerbst steht seit 2008 jedes Jahr unter einem anderen Motto, das dieses Mal „Bunt wie das Leben“ lautet. Es scheint gar nicht so recht in die aktuelle Zeit zu passen. Wie kam es dazu?

Weit über ein Jahr im Voraus setzen wir uns mit allen Veranstalter*innen zusammen, um ein gemeinsames Thema zu finden, welches Platz genug lässt für vielfältige Interpretationen. Das klappt bislang sehr gut. „Bunt wie das Leben“ ist sicherlich auch unter dem Eindruck der schon damals, als man noch nichts vom Krieg ahnte, angespannten gesellschaftlichen Lage. Wir wollten damit ausdrücken, dass man bei allem Schwarz auch die bunten Momente im Leben genießen sollte. Im vergangenen Jahr hatten wir das Thema „Sehnsuchtsorte“, und 2023 wird der LiteraturHerbst unter dem Motto „CrimeTime“ laufen.

Sie haben Corona nicht direkt erwähnt, aber gab es nach den Erfahrungen der vergangenen Zeit besondere Maßnahmen diesbezüglich? Ist in diesem Jahr etwas anders als sonst?

Wir haben 2020 und 2021, trotz Pandemie, den LiteraturHerbst durchführen können. Anpassungen waren in der Hinsicht notwendig, dass wir die Spielorte teilweise kurzfristig geändert haben. Wenn möglich, haben wir einzelne Veranstaltungen in größeren Räumen oder Open Air durchgeführt. Ansonsten waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Verhältnis zur Gesamtsituation der Kultur überschaubar.

Wie kommt das Programm generell zustande? Gibt es eine Art Festivalleitung oder sind die verschiedenen Veranstaltungsorte für die einzelnen Programmpunkte verantwortlich?

Der Rhein-Erft-Kreis, genauer die Kulturabteilung, deren Leiter ich bin, koordiniert das gesamte Vorhaben. Wir berufen die Arbeitskreise ein, wenn die Themenfindung oder sonstige Dinge oder Änderungen anstehen. Darüber hinaus kümmern wir uns um die Akquise und Verteilung der Fördermittel sowie das Programmheft. Die einzelnen Programmpunkte werden eigenständig von den Veranstalter*innen geplant und umgesetzt. Wenn eine angemeldete Veranstaltung zu weit vom vorher festgelegten Thema abweicht, greife ich ein. Nach Möglichkeit sollen die einzelnen Veranstaltungen an ungewöhnlichen Orten stattfinden. Das gestaltet sich jedoch oft schwierig, da z.B. Stadtbibliotheken gerne ihre eigenen Räumlichkeiten bespielen, was – verständlicherweise – weniger Aufwand bedeutet. Wir hatten aber schon Lesungen in einem Autohaus, einem Bestattungsinstitut, auf einer Fähre und einer kleinen Kapelle am Rhein. Wir versuchen zudem, unser Angebot mit Hilfe der Gold-Kraemer-Stiftung inklusiver zu machen – von Lesungen mit einfacher Sprache oder mit Gebärden-Dolmetscher*innen bis hin zu inklusiven Schreibwerkstätten.

Förderpreisträgerin
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Esra Toca, eine der drei Jugenförderpreisträgerinnen, bei der Eröffnung des LiteraturHerbstes.

Und worauf freuen Sie sich in diesem Jahr am meisten?

Ich möchte meine persönlichen Präferenzen möglichst zurückhalten. Aber wie Sie mit einem Blick ins Programm feststellen werden, kommt der Humor bei Namen wie Ingrid Kühne, Horst Köhler alias Guildo Horn, Kalle Pohl oder Frank Goosens  und Jürgen B. Hausmann nicht zu kurz. Außerdem bin ich immer gerne bei Kinder- und Jugendlesungen dabei, weil es mir viel Freude bereitet, wenn jungen Menschen sich von Büchern und Literatur begeistern lassen.

Wagen wir zu guter Letzt noch einen Blick in die Zukunft: Was ist fürs nächste Jahr geplant?

Wie bereits erwähnt, ist das Thema für den LiteraturHerbst 2023 schon festgelegt. Ansonsten bin ich immer auf der Suche nach Möglichkeiten, wie wir Kinder für Bücher und Literatur begeistern können. Da müssten wir sicherlich alle etwas mehr für tun, auch wenn es dicke Bretter sind, die wir da bohren müssen. Mit dem Jugendförderpreis (ein Schreibwettbewerb für junge Menschen aus dem Rhein-Erft-Kreis zum jeweiligen LiteraturHerbst-Thema) sind wir zumindest auf dem richtigen Weg.

Vielen Dank für das Gespräch!