Autor*innen-Porträts

Adolf Uzarski

14. April 1885 – 14. Juli 1970

Adolf Uzarski
© Stadtarchiv Düsseldorf

Autor und Ort

Adolf Uzarski wurde 1885 in Ruhrort, heute ein Stadtteil von Duisburg, geboren. Er besuchte bis 1903 das Realgymnasium Meiderich und leistete danach einen einjährigen Freiwilligendienst beim preußischen Heer. Nach einer Ausbildung zum Baumeister in Köln, die er auf Wunsch seines Vaters begonnen hatte, war er zwei Jahre lang als Bauführer im Bauamt in Duisburg-Meiderich tätig. 1906 verließ er seine Geburtstadt, um sich einen langgehegten Wunsch zu erfüllen und an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf zu studieren.

Leben und Werk

Adolf Uzarski, geboren 1885 in Duisburg-Ruhrort, war eine Doppelbegabung. Der gelernte Architekt war sowohl als Maler und Illustrator als auch Schriftsteller erfolgreich. In den 20er Jahren veröffentlichte er zehn Romane und einen Band mit Erzählungen, später auch Kinderbücher. Zu seinem literarischen Markenzeichen in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurden die satirischen Spitzen, die er gegen Militarismus, Nationalismus und Antisemitismus setzte. Die rechtsgerichteten Tendenzen in Politik und Gesellschaft der Weimarer Republik nahm er in seinen Büchern gern aufs Korn – kritisch und zugleich humorvoll.  

So geht es schon in seinem ersten Roman mit dem Titel Die spanische Reise von 1919 um einen deutschen Touristen, der ins Ausland kommt und dort in kleinkarierter Weise mit den fremden Sitten und Gebräuchen hadert. Sein ganzes Auftreten und Unverständnis karikiert ihn als Spießbürger. Uzarskis bis heute bekanntester Roman erschien 1921. Er heißt Möppi – Memoiren eines Hundes und beschreibt aus der Perspektive eines denkenden Vierbeiners die Gesellschaft Düsseldorfs in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Mit dieser Satire hat sich der Autor ins literarische Gedächtnis der Stadt am Rhein eingeschrieben.

Seit 1906 lebte Uzarski in Düsseldorf. Er besuchte die hiesige Kunstgewerbeschule und eröffnete 1910 ein eigenes Atelier. Anfangs trat er mit Buchillustrationen hervor. Im Zuge der allgemeinen Kriegsbegeisterung 1914 illustrierte er ein Jugendbuch über den Weltkrieg im Sinne eines spannenden Abenteuers. Aber im Laufe des Krieges änderte der Künstler rasch seine Haltung und bekundete mit Lithografien unter dem Titel Totentanz seine Abscheu vor dem gewaltigen Morden. Diese Haltung behielt Uzarski bei, als er gleich nach dem Krieg zusammen mit anderen bildenden Künstlerinnen und Künstlern die Vereinigung „Das junge Rheinland“ gründete. Darin versammelten sich Malerinnen und Maler, die sich allgemein der modernen Kunst, vielfach dem Expressionismus zuordnen lassen. Otto Dix malte ein Portrait Uzarskis, das heute im Düsseldorfer Museum Kunstpalast hängt. Uzarski selbst hinterließ ein vielfältiges malerisches Werk, dessen Bilder oftmals expressionistisch anmuten.  

Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 geriet Adolf Uzarski zunehmend unter Druck, erhielt zu Beginn des Zweiten Weltkrieges Schreib- und Malverbot und musste sich schließlich durch häufige Ortswechsel und Emigration nach Belgien dem Zugriff der Nazis entziehen. Nach 1945 kehrte er nach Düsseldorf zurück, konnte jedoch, wie viele von den Nationalsozialisten verfolgte Künstlerinnen und Künstler, nicht an seine früheren Erfolge anknüpfen. Er starb 1970. Sein Grab ist auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof.

Von Ernst Müller

Möppi – Memoiren eines Hundes (Romanauszug, 1921)

Die Graf-Adolf-Straße bietet alles das, was man in der Königsallee haben kann, zu herabgesetzten Preisen an. Statt (…) Ölgemälde: polychromierte Heilige, statt Bücher in Pappdeckel und Schweinsleder: Courths-Maler (…), statt „Düsseldorfer Nachrichten“ die „Düsseldorfer Zeitung“, statt Kastanienbäume: Pferdeäpfel, statt Stadtgraben: Gossenwasser, und statt Damen aus der Kaiser-Wilhelm- und Rethelstraße solche aus der Neustraße. Jenes merkwürdige Gebäude (…) mit dem Eingang wie zu einem Bierkeller ist die Handelskammer, für Nicht-Düsseldorfer kurz und großartig „Düsseldorfer Börse“ genannt. Am Ende der Graf-Adolf-Straße liegt der Hauptbahnhof. Es ist ein schönes Gebäude und sieht aus wie eine verunglückte Markthalle. Es ist der Treff- und Sammelpunkt der Düsseldorfer Großkaufleute, kurz „Schieberbörse“ genannt, und wird auch gerne als Schuttabladestelle gebraucht. Von hier aus gingen seinerzeit zwei Regimenter unserer braven Reichswehr gegen dreieinhalb Spartakisten vor, wobei sie versehentlich den Stadtteil Oberbilk zusammenschossen.

(zitiert nach: Adolf Uzarski: Möppi – Memoiren eines Hundes. Verlag der Goethe-Buchhandlung, Düsseldorf 1986, S. 144f.)