Autor*innen-Porträts

Astrid Gehlhoff-Claes

6. Januar 1928 – 1. Dezember 2011

Astrid Gehlhoff-Claess
© Grupello Verlag

Autorin und Ort

Astrid Gehlhoff-Claes wohnte mit ihren Eltern bis zu dem erzwungenen Umzug nach Köln im Jahr 1933 in der Rathenaustraße 6 im Leverkusener Stadtteil Wiesdorf. Die Familie kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg in das Haus zurück (dieses wurde im Zuge der Neugestaltung des Stadtzentrums ab Ende der 60er Jahre abgerissen), die Tochter zog später für kurze Zeit in eine eigene Wohnung in der Dhünnstraße 4, bevor sie ihren Lebensmittelpunkt wieder nach Köln verlagerte. Dort lebte sie bis Anfang der 70er Jahre im Stadtteil Lindenthal, anschließend an der Kaiserstraße in Düsseldorf-Pempelfort und zuletzt in Düsseldorf-Oberkassel.

Leben und Werk

Astrid Gehlhoff-Claes wurde am 6. Januar 1928 in Leverkusen-Wiesdorf als Tochter des Küppersteger Bürgermeisters Heinrich Claes geboren. Als sie fünf Jahre alt war, zog die Familie von Leverkusen nach Köln, nachdem ihr Vater als Zentrumspolitiker von den Nationalsozialisten aus dem Amt gejagt und mit einem Berufsverbot belegt wurde. Nach dem Abitur 1947 studierte sie in Köln und London Germanistik und Geschichte.

Im Zuge ihrer 1956 vollendeten Dissertation Der lyrische Sprachstil Gottfried Benns lernte sie 1951 eben jenen kennen, der von ihr sehr eingenommen war und sie förderte. 1956 wurde sie mit ihrem ersten Lyrikband Der Mannequin von Henry Kissinger nach New York eingeladen. Auf der Schiffsreise lernte sie ihren späteren Mann, den Wirtschaftsjournalisten Joachim Gehlhoff kennen. Neben Übersetzungen aus dem Englischen, dem Italienischen und dem Niederländischen arbeitete sie weiter an eigenen Texten, 1962 erschien mit Meine Stimme mein Schiff ein weiterer Gedichtband, 1964 das Drama Didos Tod. Nach dem Erzählband Erdbeereis aus dem Jahr 1980 gab sie 1982 die Anthologie Bis die Tür aufbricht. Mit Worten unterwegs. Literatur hinter Gittern heraus. Astrid Gehlhoff-Claes engagierte sich vehement für die Resozialisation von Strafgefangenen und gründete 1975 den Verein „Mit Worten unterwegs – Schriftsteller arbeiten mit Strafgefangenen“, dessen Vorsitzende sie bis zum Jahr 1988 war. Unter anderem dafür erhielt sie 1986 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Literarisch verarbeitet hat sie ihre Erfahrungen von der Arbeit in Gefängnissen in ihrem 1983 veröffentlichten Gedichtband Gegen Abend ein Orangenbaum. Mit dem Roman Abschied von der Macht aus dem Jahr 1987 stellte sie ihr literarisches Können in allen Großgattungen der Literatur unter Beweis. Ihre hauptsächliche Ausdrucksform blieb jedoch die Lyrik, wie es abermals 1989 der Band Nachruf auf einen Papagei zeigt. Ihre Lebenserinnerungen veröffentlichte sie 2002 unter dem Titel Inseln der Erinnerung. Begegnungen und Wege.

Ihr vielfältiges Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, wie dem Förderpreis zum Gerhart-Hauptmann-Preis 1962 gemeinsam mit Rolf Hochhuth, 1965 dem Förderpreis zum Immermann-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf, 1989 dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Astrid Gehlhoff-Claes starb am 1. Dezember 2011 in Düsseldorf.

Von Klaus Peter Hommes

Lebenslang

Das Verlangen
nach Freiheit bleibt.
Die Gitter
bleiben.

Der Hunger
nach Gerechtigkeit,
nach
Glück.

Die Unschuld
bleibt bei den Kindern.
Die wunderbaren Jahre
sind vorbei.

Wir müssen
die Augen aufschlagen.
In den Blick fassen
uns und die anderen:

Die Schuld
auf uns nehmen
vor uns
und den anderen.

Die Liebe
annehmen
die sich, ein Vogel,
immer wieder
erhebt.

Die Liebe
geben.
Geben
lebenslang.

(aus: Astrid Gehlhoff-Claes: Gegen Abend ein Orangenbaum. Erb Verlag, Düsseldorf 1983.)