Autor*innen-Porträts

Miriam Frances

5. Juni 1943 – 1. April 2014

Miriam Frances

Autorin und Ort

Aufgewachsen ist Miriam Frances in Grevenbroich in der Nähe von Neuss. Nach Wirtschaftsabitur und einer Banklehre folgte eine Schauspielausbildung mit einem zeitweiligen Engagement in Wuppertal. Sie war auch als Fotomodell und Mannequin tätig, bevor sie anfing, Liedtexte zu verfassen. Am 5. März 2009 kam es zu einer besonderen Begegnung mit Daliah Lavi in der Düsseldorfer Tonhalle, für die Frances zahlreiche Texte geschrieben hatte. Die israelische Sängerin bekundete auf der Bühne, jahrelang keinen Kontakt zu Frances gehabt zu haben. Daher sei sie besonders gerührt über die Anwesenheit der alten Freundin und widmete ihr im Laufe des Abends das eine oder andere Lied. Miriam Frances lebte lange Zeit in der Stadt am Rhein, wo sie 2014 starb.

Leben und Werk

Wer in den 1970er Jahren deutsche Schlager hörte, vernahm sicherlich auch Liedtexte von Miriam Frances. Die Texterin schrieb für viele damals bekannte Interpretinnen und Interpreten. Besonders ist ihr Name mit Chansons der damals beliebten Sängerin Daliah Lavi verbunden. Hits wie „Willst du mit mir gehen“ stammen aus der Feder von Miriam Frances – wobei die Inhalte vielfach Coverversionen englischer Originale waren.

Frances schrieb jedoch auch eigene Kreationen. Dem damaligen Filmstar Curd Jürgens schrieb sie aus Anlass seines 60. Geburtstages einen Sprechgesang über sein Leben auf den Leib. So reimte sie in der ersten Strophe: „Mag sein, er hing mir mal zum Halse raus, der Wirbel den ich machte, / doch wenn ich ehrlich bin, ich ließ nichts aus, wenn es Schlagzeilen brachte“.  Der Text war eng an das öffentliche Image des Schauspielers als Lebemann angelehnt.

Viele von Frances Liedtexten haben denn auch den Charakter von Chansons, meist mit einem ironischen Unterton. So führt sie in dem Lied „Ich liebe Männer, die zum Frühstück Zeitung lesen“ satirisch die Vorteile für die Ehefrau an, die aus der Unhöflichkeit des Mannes entstehen. Dieses Chanson sang Miriam Frances selbst. Sie brachte als Sängerin einige Schallplatten heraus und trat auch im Fernsehen auf. Überdies fungierte sie zuweilen als Produzentin. Doch eine nachhaltige Showkarriere ergab sich dadurch nicht. Auch als Texterin zog sie sich schließlich zurück. 

Stattdessen veröffentlichte Frances zwischen 1979 und 1990 drei Lyrikbände. Viele der darin enthaltenen Gedichte haben einen Hang zur Ironie. Die Themen sind vielfältig: Die Autorin nimmt Alltagssituationen aufs Korn, spricht aber auch Gefühle und Lebenskrisen an. Meist sind die Texte traditionell gereimt und in schlichter Sprache gehalten. 

Neben Gedichten schrieb Frances auch heitere satirische Kurzgeschichten, ebenfalls über verschiedene Themenfelder. So gibt es ein Zwiegespräch der Erzählerin mit ihrem eigenen beschädigten Ruf, der als Person auftritt. In einer anderen Geschichte bringt eine pfeifende Heizung die Hausbewohnerin um den Schlaf. Als die Heizung ausgetauscht wird, kann sie wiederum nicht einschlafen, weil ihr jetzt das vertraute Pfeifen fehlt. 

Miriam Frances ist ein Künstlername. Eigentlich heißt die Autorin Waltrud Franzes. Sie wurde 1943 in Schlesien geboren und wuchs nach dem Krieg in Grevenbroich bei Neuss auf. Spätere Wohnsitze waren Hamburg und lange Jahre Düsseldorf. Dort ist sie 2014 verstorben.

Von Ernst Müller

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Wär' ich ein Buch (1971)

Wär' ich ein Buch zum Lesen
Welche Art von Buch wär ich?
Eins, das noch nie dagewesen
Wäre ich ein Buch für dich?
Oder legtest du nach dem ersten Satz
Die Story aus der Hand?

Ein ungelesener Band
Der dir niemals am Herzen liegt
Weil sein Papier mehr als der Inhalt wiegt?
Wär' ich ein Buch im Leben
Würdest du mein Leser sein?
Gäbe es kein Buch, dann eben
Wäre jede Seite dein
Bliebest du mir treu bis zum letzten Wort
Wie immer es auch heißt?

Auch wenn du es längst weißt
Ein Buch, das du von Neuem liest
In dem du dich oft selbst beschrieben siehst
Wirst du versteh'n, was ich sagen will
Und nur zwischen den Zeilen steht
Was kein Satz verrät

Ein Buch, das mit dir weint und lacht
Das dein Begleiter ist bei Tag und Nacht
Mit dir träumt und mit dir wacht
Das Buch, das du manchmal haßt und liebst
Das du mit mir schriebst, es wird mit dir enden
Jener Band, der Bände spricht
Er verläßt dich nicht

Wenn das Blatt sich wenden wird
Wär' ich ein Buch im Leben
Würdest du mein Leser sein?
Gäbe es kein Buch, dann eben
Wäre jede Seite dein

Bliebest du mir treu bis zum letzten Wort
Wie immer es auch heißt?
Auch wenn du es längst weißt
Ein Buch, das du von Neuem liest
In dem du dich oft selbst beschrieben siehst

Seine Story kennst
Die du genauso haßt wie liebst
Die du mit mir schriebst
Sie wird mit dir enden
Jener Band, der Bände spricht
Er verläßt dich nicht
Wenn das Blatt sich wenden wird