Autor*innen-Porträts

Wolf Erlbruch

30. Juni 1948 – 11. Dezember 2022

Wolf Erlbruch
© picture alliance EPA / Christine Olsson

Autor und Ort

Wolf Erlbruch wurde am 30. Juni 1948 in Wuppertal geboren. Sein Vater war in der dortigen Textilindustrie beschäftigt, die das Antlitz der Stadt bis heute prägt. Zeitlebens blieb Erlbruch mit seiner Heimatstadt eng verbunden. In einem Interview sagte er einmal, er könne nur hier arbeiten, in dieser „Alltagsstadt“. Sie habe ihm „immer besser gefallen als Sonntagsstädte wie Düsseldorf oder Florenz“. So befand sich sein Lebens- und Arbeitsmittelpunkt mitten im Luisenviertel in der Innenstadt von Wuppertal-Elberfeld. Dort steht zwischen dem Kleiderladen des Kinderschutzbundes und einer Buchhandlung ein Haus aus der Zeit der Jahrhundertwende: die Heimat der Familie Erlbruch, und der Ort, an dem der Illustrator und Autor seine Bücher erschuf. Es war auch ein Wuppertaler Verleger, Hermann Schulz vom Peter Hammer Verlag, der Wolf Erlbruch für die Kinderbuchillustration gewinnen konnte. Die meisten seiner Bücher erschienen ab 1985 in dem Wuppertaler Verlag. Die Bedeutung des Autors erkannte auch die Stadt Wuppertal und verlieh ihm 2003 den Von-der-Heydt-Preis, 2005 folgte eine Ausstellung des Werkes von Erlbruch im hiesigen Von der Heydt-Museum in Wuppertal. Am 11. Dezember 2022 starb Erlbruch in seiner Heimatstadt.

Leben und Werk

Der 1948 geborene Wolf Erlbruch wuchs in der Nachkriegszeit auf. Schon früh zeigte sich sein bildnerisches Talent, wenn er alte Papiertüten aufschnitt und in der Küche der Mutter darauf zeichnete. Nach der Schule studierte er an der Folkwang Hochschule für Gestaltung in Essen mit dem Schwerpunkt Zeichnung. Ab 1974 war er in der Werbebranche als Grafiker tätig. Er publizierte in Magazinen wie „Esquire“, „Transatlantic“ und dem „Stern“. 

1984 wurde sein Sohn Leonard geboren, und da passte die Anfrage aus dem Peter Hammer Verlag, ob er ein Bilderbuch illustrieren möge, gut zu seinen persönlichen Lebensumständen. 1985 erschien Der Adler, der nicht fliegen wollte mit dem Text von James Aggrey. Erst vier Jahre später erschien Erlbruchs zweites Bilderbuch zu dem Text von Wolf Holzwarth: Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat. Trotz des sperrigen Titels wurde das Buch zu einem weltweiten Erfolg und zum Wendepunkt in Erlbruchs Karriere. Es führte ihn weg von der Werbebranche und hin zu einer jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit Bilderbuchkunst und Buchillustration. 

1990 wurde Erlbruch Professor für Illustration an der Fachhochschule in Düsseldorf, 1997 wechselte er an die Bergische Universität Wuppertal, und von 2009 bis 2011 lehrte er an der Folkwang Hochschule in Essen. Für sein künstlerisches Werk wurde Erlbruch mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen bedacht, unter anderem 2003 mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk und 2017 mit dem Astrid Lindgren Memorial Award, dem wichtigsten internationalen Preis im Bereich der Kinderliteratur.

Charakteristisch für Erlbruchs Bilderbuchkunst ist die Collage, wobei er in seinen Werken meist viel Weißraum und damit Platz für die Fantasie der Betrachtenden lässt. Er hatte eine Vorliebe für die Verwendung alten Papiers und für das Zeichnen von Tierfiguren. Seine Bücher sind voller intertextueller Bezüge, die immer wieder in eine surreale und fantastische Welt führen, bei gleichzeitiger Verankerung in einer realen Welt mit unperfekten, aber sympathischen Figuren. Erlbruch bevorzugte, wie er selbst sagte, die einfachen Geschichten, dabei ging es bei ihm immer um die existenziellen Dinge des menschlichen Seins: das Wunder des Lebens, die Schöpfung, um Fürsorge und den Tod.

Wolfgang Erlbruch starb 2022 als einer der bedeutendsten Bilderbuchkünstler seiner Zeit, der mit seinen Bildern den künstlerischen Anspruch und Stil zahlreicher Illustrator*innen geprägt hat.

Von Stephanie Jentgens

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Video laden