Autor*innen-Porträts

Julia Weiteder-Varga

7. November 1943 – 31. Dezember 2014

Autorin und Ort

Die aus Ungarn stammende Lyrikerin Julia Weiteder-Varga siedelte 1980 nach Deutschland über. Zunächst lebte sie in Herzogenrath bei Aachen, später zog sie nach Grottenherten, einem Stadtteil von Bedburg im Rhein-Erft-Kreis. Im Aachener Rimaud Verlag, der zahlreiche Werke von Autorinnen und Autoren aus der Region veröffentlicht hat und bis heute veröffentlicht, erschien 2004 ihr Gedichtband Scherbennacht.

Leben und Werk

Julia Weiteder-Varga wurde am 7. November 1943 in der ungarischen Hauptstadt Budapest geboren. Nach dem Abitur machte sie eine Ausbildung als Grafikerin und anschließend als Ausstellungsmacherin. 1980 siedelte sie nach Deutschland über, wo sie sich in Herzogenrath bei Aachen niederließ, später lebte sie in Bedburg-Grottenherten. Seit 1986 schrieb sie in deutscher Sprache.

Ihr erster Gedichtband Statt Wortcontainer erschien 1991, es folgten die Bildergedichte Pegelstand im Selbstverlag. Sie kooperierte mehrfach mit bildenden Künstler*innen, zuletzt 2013 mit einem lyrischen Kommentar zu Lichtskulpturen von Ákos Sziráki. 2000 war sie in der die Weltausstellung in Hannover begleitenden Anthologie Die Welt ausstellen vertreten.

2004 erschien ihr Gedichtband Scherbennacht im Aachener Rimbaud Verlag. Er besteht aus fünf Zyklen, deren Gedichte motivisch verknüpft sind. Städtebilder, exotische Landschaften und Innenräume sind von Farbassoziationen überformt und erzeugen surreale Effekte. 

Weiteder-Varga trug 2004 zu der Zeitschrift Osiris und 2008/09 zu der Zeitschrift Macondo bei. In der seit 2008 jährlich erscheinenden Anthologie Vers_netze war sie 2009, 2010 und 2014 vertreten. 2013 beteiligte sie sich an der Anthologie Reine Glaubenssachen, die Positionen zu religiösen Themen von 23 Autor*innen aus dem Rhein-Erft-Kreis enthielt. 2014 war sie Beiträgerin der Anthologie Spuren aus 30 Jahren Literaturbüro EMR sowie der in Prag erschienenen zweisprachigen Anthologie über den Dächern das Licht, die 22 tschechische und 22 deutschsprachige Schriftsteller*innen präsentierte. Im selben Jahr veröffentlichte sie zusammen mit Margot Ehrich, Sebastian Schau und Hans Weßlowski das Gemeinschaftsprodukt Weg der Steinmalven, in dem zwanzig Gedichte von Julia Weiteder-Varga enthalten sind.

Sie starb am 31. Dezember 2014.

Von Jürgen Egyptien

Tanz im Weiß

Zu gläsernen Schritt
mutiert die Bewegung
zu weißen Tanz im Schnee 
doch gebunden im wirren 
Gefühl an den Zopf 
verlorener Kindheit
So flattern die Tage
unter den Füßen
im zerbrochenen Glück
Der Gedankenzerfall
und der Sturz schon in Gedanken
zersplittert die weißen Knochen
im Bild                  Ab heute stehen
die Bäume kopfüber nackt im Garten
An den Mauern                schreien die Farben
im Negativ                          Kaum zu erkennen
ist mein letzter Hafen

(aus: Evert Everts, Karl Rovers [Hrsg.]: Reine Glaubenssachen. Gedichte und Geschichten. Gaasterland Verlag, Köln 2013, S. 215.)