Autor*innen-Porträts

Peter Maiwald

8. November 1946 – 1. Dezember 2008

Peter Maiwald
© Bernhard Speck

Autor und Ort

Peter Maiwald zog 1970 von München nach Neuss, wo er 15 Jahre lebte und arbeitete. Seine Wohnung lag in der Annostraße 29. Später wechselte er die Rheinseite und ging nach Düsseldorf, dort wohnte er in der Jordanstraße 12 im Stadtteil Pempelfort. Er schrieb unter anderem Texte für das Düsseldorfer „Kom(m)ödchen“.

Leben und Werk

Peter Maiwald, 1946 im baden-württembergischen Grötzingen geboren, gehörte zu den wichtigsten deutschen Lyrikern. Er studierte nach dem Abitur Theaterwissenschaft, Germanistik und Soziologie in München, brach das Studium jedoch nach acht Semestern ab, um sich voll und ganz dem Schreiben zu widmen. Von München zog es ihn 1970 ins Rheinland, wo er zunächst in Neuss, ab 1985 bis zu seinem Tod in Düsseldorf lebte.

Maiwald war vornehmlich Lyriker, hatte jedoch viele Facetten und schrieb auch Kurzprosa, Essays, Hörspiele, Drehbücher, Reportagen, Lieder und Kabaretttexte – letztere unter anderem für das Düsseldorfer „Kom(m)ödchen“ und das Stuttgarter „Renitenz-Theater“. Darüber hinaus verfasste er zwei Bücher mit Gedichten speziell für Kinder. Zu größerer Bekanntheit verhalf ihm Marcel Reich-Ranicki, der seinen 1984 erschienen Gedichtband Balladen von Samstag auf Sonntag als „Ereignis“ bezeichnete. Maiwald galt als jemand, der „dem Volk aufs Maul schaut“, entsprechend wählte er für seine Texte oft einfache Formen, arbeitete etwa in seiner Lyrik mit Reimen und Strophen, was ihm manche Kritiker auch negativ auslegten. Ranicki hingegen bescheinigte seiner Diktion „Saft und Kraft, ohne sie zu vulgarisieren und ohne ihre Genauigkeit und Prägnanz zu beeinträchtigen“.

Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit war Maiwald politisch engagiert – 1968 trat er in die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) ein, die ihn jedoch 1984 aufgrund seiner Beiträge für die „Düsseldorfer Debatte“ ausschloss. Er hatte sich in der Zeitschrift, deren Mitbegründer er war, aus Sicht der Partei zu kritisch über Moskau und die DDR geäußert. Diese Bissigkeit findet sich wieder in seinen Werken, insbesondere seinen Agitprop-Stücken im Stile Brechts. Oft kennzeichnet diese – wie auch andere Texte Maiwalds – ein kritisch-ironischer Ton.

Maiwald war Mitglied im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS). Er erhielt 1976, 1980, 1986 und 1991 Arbeitsstipendien des Landes Nordrhein-Westfalen, außerdem 1983 der Förderpreis zum Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg, 1985 den Deutschen Kritikerpreis sowie 1997 den Rheinischen Literaturpreis Siegburg.

Im Alter von 62 Jahren ist Peter Maiwald am 1. Dezember 2008 nach langer Krankheit in Düsseldorf gestorben.

Von Ricarda Heßelmann

Spruch

Wir haben unsern Baum gepflanzt.
Der Baum ist uns gestorben.
Wir haben unser Kind gezeugt.
Das Kind ist uns verdorben.
Wir haben unser Haus gebaut.
Das Haus ist uns zerfallen.
Wir haben auf den Krieg gesetzt.
Und das blieb von uns allen.

(aus: Peter Maiwald: Balladen von Samstag auf Sonntag. DVA, München 1984.)


Der Abschied

Als ich sie zum Bahnhof es war Zeit
brachte, standen wir allein zu zweit
schauten wie der Zug nicht ihrer fuhr
sahen ängstlich auf die schnelle Uhr
trugen Taschen ziellos auf und ab
fragte sie stumm ob ich noch was hab
fragte ich stumm ob sie noch was hätt
drückten unsre Hände uns vom Bett
als auf einmal weg der Bahnhof fuhr
Gleise zogen langsam aus der Spur
Schranken, Uhren, Steige fuhren weg
nur wir beiden blieben an dem Fleck
als du weintest adieu ich muß gehen
und ich schrie: So bleib doch, du bist schön.

(aus: Peter Maiwald: Lebenszeichen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1997.)