Autor*innen-Porträts

Josef Ippers

1. Mai 1932 – 12. Juli 1989

Josef Ippers
© Andreas Woitzschützke

Autor und Ort

Josef Ippers führte ein bewegtes Leben, doch gab es zwei Konstanten: das Schreiben und seine Heimatstadt Neuss. Dort wurde er geboren und dort starb er. Das Elternhaus, in dem er als Kind aufwuchs, lag in der Leostraße 67. Von Hermann Spix, einem Freund und Schriftstellerkollegen, ist 2012 eine Biografie über Ippers erschienen: „Ich will in viele Leben schlüpfen".

Leben und Werk

Die Biografie des Josef Ippers wirkt unstet und abenteuerlich. Der Schriftsteller, der 1932 in Neuss geboren wurde, ist in seiner Jugend vom Leben nicht gerade verwöhnt worden. Der Vater hatte oft mit Arbeitslosigkeit zu kämpfen und fiel im letzten Kriegsjahr. Ippers selbst kam mehrere Mal ins Jugendgefängnis und besuchte, bedingt durch den Krieg, nur vier Jahre die Volksschule. Doch dank seiner Energie qualifizierte er sich nach einer Schriftsetzerlehre zum Speditionskaufmann und schließlich zum Versicherungskaufmann. Es hielt ihn aber nie lange in einer Position. Er betätigte sich als Seemann und LKW-Fahrer, reiste auch einmal für drei Monate nach Afrika. Seine vielfältigen Erlebnisse vor allem im harten Arbeitsleben flossen in seine Bücher und Drehbücher ein.

Denn neben seinen beruflichen Tätigkeiten schrieb Ippers Geschichten und Reportagen. Seinen Durchbruch als Schriftsteller erfuhr er 1974 mit dem Roman Am Kanthaken, in dem er seine Erfahrungen als Hafenarbeiter verarbeitete. Ab 1979 konnte sich Ippers als freier Schriftsteller etablieren. 1981 brachte er den Roman Killians Zeiten heraus, einen Familienroman, der nach der Machtergreifung Hitlers 1933 ansetzt und sich über fünf Jahrzehnte erstreckt. Verortet ist die Geschichte in der rheinischen Heimat. Ippers schildert darin die Lebensverhältnisse schlichter Leute in den Wandlungen der Zeiten. Aufsehen erregte auch sein Reisebuch Amerikanische Fahrt von 1986, in dem er mit kritischem Blick die Schattenseiten des amerikanischen Lebens beleuchtete.

Ippers arbeitete zudem fürs Fernsehen. Anfang der 80er Jahre lief im Vorabendprogramm die damals beliebte Serie „St. Pauli-Landungsbrücken“ mit Episoden rund um das Geschehen im Hafen. Ippers schrieb an mehreren Drehbüchern fürs Fernsehen mit und verfasste auch eigene.

Politisch engagierte sich Josef Ippers im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Seit 1972 war er Mitglied, zeitweise hatte er sogar den Vorsitz des Düsseldorfer Bezirks inne. Auch dem Werkkreis Literatur der Arbeitswelt gehörte er an.

1989 starb Josef Ippers in seiner Heimatstadt Neuss.

Von Ernst Müller

Killians Zeiten (Romanauszug)

Nach wie vor schippten jeden Werktag zehn Stunden lang die Ausgebombten die Überreste ihrer Häuser in eiserne Loren und schoben die Loren über Schmalspurgleise, die gleich einem gigantischen Netz auf die Trümmer gelegt waren (…). Auf der Kölner Landstraße herrschte Tag und Nacht lebhafter Verkehr. Aus allen Richtungen der Windrose wanderten Soldaten landauf-landab heimwärts: Skelette, die sich an Krücken schleppten, wenn sie aus Lazaretten kamen, die in kaum noch kenntlichen Uniformfetzen steckten, wenn sie aus den Kriegsgefangenenlagern der Sieger entlassen worden waren (…). Soldaten der Wehrmacht, die bisher der Kriegsgefangenschaft entronnen waren und ihr auch künftig entrinnen wollten; (…) sie drückten sich ängstlich vor jeder Streife der alliierten Militärpolizei, als wäre für sie noch immer Krieg. (…). Flüchtlinge und Vertriebene aus den dänischen, holländischen, belgischen und französischen Grenzbezirken wanderten auf der Kölner Landstraße nach Süden und Osten, und Vertriebene und Flüchtlinge, die sich jenseits der Alpen, im ehemaligen Sudetengau, weiß Gott wo im Balkan und in den polnisch besetzten Gebieten auf den Weg gemacht hatten, wanderten auf der Kölner Landstraße nach Westen und Norden. Sie gingen gebeugt unter der Last ihrer letzten Habe (…).  

(aus: Josef Ippers: Killians Zeiten. Hoffmann und Campe, Hamburg 1981, S. 192ff.)