Autor*innen-Porträts

Konrad Heresbach

2. August 1496 – 14. Oktober 1576

Konrad Heresbach

Autor und Ort

Der Gelehrte Konrad Heresbach wurde am 2. August 1496 auf dem Gut Herzbach, das heute zum Kreis Mettmann gehört, geboren. Der Gebäudekomplex, der inzwischen seinen Namen trägt, steht unter Denkmalschutz, ist seit Jahren jedoch unbewohnt. Am Haupthaus ist eine Gedenktafel für den „hochverdienten Sohn der Stadtgemeinde“ angebracht. Heresbach studierte später in Köln, wo er unter anderem auf Erasmus von Rotterdam traf.

Leben und Werk

Konrad Heresbach war ein Gelehrter im Zeitalter der Reformation. Er wurde 1496 im damaligen Herzogtum Berg geboren, auf dem Hof Herzbach, bei Mettmann gelegen. Gestorben ist er 1576. Im Dienste des damaligen Herzogtums Jülich-Kleve-Berg fungierte Heresbach auf verschiedenen Kongressen als Berater in rechtlichen und religionspolitischen Streitfragen. Dabei plädierte er für Toleranz und suchte zwischen katholischen und protestantischen Positionen zu vermitteln. Überdies war er für seinen Herzog als Diplomat tätig, fertigte Kirchenordnungen an und arbeitete Rechtsreformen aus. Begonnen hatte Heresbach seine politische Karriere 1523 in Kleve als Erzieher des Prinzen Wilhelm, der 1539 als Wilhelm V. die Regentschaft im Herzogtum antrat. Seine erzieherischen Prinzipien legte Heresbach 1570 in einer Abhandlung nieder. Darin bekannte er sich zu einer religiösen Pädagogik, die auf die freie Einsicht des Zöglings baut. Das war in der damaligen Zeit nicht selbstverständlich. 

Heresbach gilt als Vertreter des Humanismus, einer geistigen Richtung, die eine freie Entfaltung des Menschen durch umfassende Bildung anstrebte. Dabei galt die klassische Literatur der Antike als Vorbild. Der junge Heresbach studierte zunächst in Köln, später auch in Orleans und Paris. Während des Studiums lernte er Alt-Griechisch, die maßgebende Sprache der Humanisten. Auch war er mit dem berühmten Humanisten Erasmus von Rotterdam bekannt. 1522 erwarb er in Italien im Fach Jura den Doktorgrad. Schon zuvor hatte er in Freiburg eine Stellung als Professor für Griechisch erhalten. Heresbach sammelte Bücher aus allen Wissensgebieten und schrieb selber fleißig, unter anderem zu Fragen der Religion und der Regierungskunst. Selbst ein Buch über die Landwirtschaft hat er verfasst. Es vermittelt in Form von Dialogen verschiedener Sprecher Informationen über die rechte Anlage des Gutshofs, über Bodenbeschaffenheit und Feldfrüchte.

Im damals hohen Alter von 80 Jahren verstarb der Gelehrte und wurde in Wesel, in der Pfarrkirche St. Willibrord, bestattet. Die Kapelle trägt heute seinen Namen. Auf dem großen Markt in Wesel errichtete die Nachwelt 1996 ihm zu Ehren eine Bronzeplastik in Form eines Buches. Eingraviert ist ein bedeutender Gedanke von ihm: „… denn es gilt Irrtümer, nicht Menschen auszurotten“. In Mettmann ist ein Gymnasium nach ihm benannt.

Von Ernst Müller

Vom Landbau (Auszug, 1570)

Vor einer Reihe von Jahren nahm ich am Ufer der Maas an einer Zusammenkunft fürstlicher Räte von Geldern und Cleve zur Regelung von Grenzstreitigkeiten teil. Da es galt, die fraglichen Grenzbezirke zu besichtigen und die beiderseitigen Rechtsansprüche zu vergleichen, hatten sich die gemeinsamen Besprechungen mehrere Tage lang hingezogen, aber schließlich konnten wir die Streitpunkte beilegen und mit Gottes Hilfe die Grenzen rechtsgültig festlegen. Als wir nun, bevor wir uns trennten, noch einmal zusammen speisten, ließen wir die Staatsgeschäfte und die politischen Sorgen beiseite, und es entwickelte sich ein freieres Gespräch über all das, was einen freigeborenen und adligen Mann in seiner Mußezeit beschäftigen mag. Dabei kam nun das Gespräch auf die Früchte der Tafel, die wir genossen, und wir hatten schon längere Zeit vom Ackerbau gesprochen, als Hadrianus Marius, der Kanzler von Geldern, ein gebildeter Mann mit großem Interesse für die Landwirtschaft, der wusste, wie sehr auch ich dieser Tätigkeit ergeben sei, mich aufforderte, ich solle doch, da ich soviel auf dem Lande lebte und mich als Landwirt betätigte, über die Lehre von der Landwirtschaft einmal ein Buch verfassen und veröffentlichen, das den Bedürfnissen unserer Landstriche entspreche.

(zitiert nach: Konrad Heresbach: Vier Bücher über Landwirtschaft, Bd. 1: Vom Landbau, (Nachdruck der lateinischen Originalausgabe), herausgegeben von Wilhelm Abel, übersetzt von Helmut Dreitzel, Verlag Anton Hain KG, Meisenheim 1970.)