Leben und Werk
Herbert Eulenberg wurde 1876 in Mülheim am Rhein, heute zu Köln gehörig, geboren. Der Sohn eines Maschinenbaufabrikanten studierte in Berlin, München, Leipzig und Bonn Jura und beendete seine Hochschullaufbahn als Doktor. Schon zu Studienzeiten veröffentlichte er Theaterstücke, woraufhin er eine Stelle als Dramaturg am Berliner Theater angeboten bekam. Von 1905 bis 1909 wirkte Eulenberg als Dramaturg am damals neu gegründeten Düsseldorfer Schauspielhaus, wo er in Matineen wichtige Dichter*innen und Musiker*innen vorstellte. Aus diesen Veranstaltungen gingen seine erfolgreichsten Schriften hervor, literarische Künstlerporträts unter dem Titel Schattenbilder. Von da an lebte er als freier Schriftsteller.
Eulenberg schrieb eine Vielzahl von Theaterstücken, denen ein langfristiger Erfolg jedoch versagt blieb. Kritiker monierten seine neuromantischen Stoffe und die pathetische Sprache. Auch im Genre des Romans konnte Eulenberg die zeitgenössische Kritik vielfach nicht überzeugen. Seiner Bekanntheit tat dies keinen Abbruch, was nicht zuletzt an seiner großen Produktivität lag. Eulenberg schrieb Essays, Erzählungen, Gedichte, Feuilletons und Sachbücher.
1919 gründete er in Düsseldorf die Künstlervereinigung „Das junge Rheinland“ mit, dem vor allem Malerinnen und Maler der rheinischen Avantgarde angehörten. Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 endete das öffentliche Wirken Eulenbergs. Die Nationalsozialisten verfemten ihn wegen seiner pazifistischen Haltung, seine Schriften wurden verboten. Nur unter Pseudonym konnte er noch Beiträge für Düsseldorfer und Kölner Tageszeitungen schreiben. Nach dem Krieg verlieh ihm die Stadt Düsseldorf die Ehrenbürgerwürde und die Universität Bonn einen Ehrendoktor. Von der DDR bekam Eulenberg den Nationalpreis verliehen, nicht zuletzt wegen seines steten Engagements zur Erinnerung an Heinrich Heine.
Von Ernst Müller
An den Rhein (1926)
Gewalt‘ger Bruder, wag ich es, dein Bild,
Das immerzu an mir vorüberfließt
Und sich voll Majestät in mich ergießt,
Im Vers zu spiegeln als dein helles Schild:
Ich diene dir getreu an meiner Statt.
Mein Haus prangt fest an deinem weichen Rand,
Mit blanken Augen froh dir zugewandt,
Sieht es wie ich sich niemals an dir satt.
Am liebsten freilich bist du uns bei Nacht.
Du schläfst nicht ein, ziehst deine große Bahn
Gleich uns gewunden durch des Daseins Macht
Dem Meer, dem Tode zu. Du fühlst ihn nahn,
Und unter den Gestirnen wirr entfacht
Singst du im Sterben leise wie ein Schwan.
(zitiert nach: Herbert Eulenberg Lesebuch, zusammengestellt von Martin Willems. Nyland-Stiftung, Köln 2012.)