In Deutschland kommen jedes Jahr mehr als zehntausend Neuerscheinungen auf den Markt. Wer kann da noch den Überblick behalten? Wir! Einmal im Monat empfehlen Literaturkenner:innen und Vielleser:innen aus unserem Netzwerk ein Buch, das sich lohnt. Warum? Das beantwortet der Fragebogen.
Im Mai liest Claudia Büchel, Leiterin der Stadtbibliothek Neuss,
Niemandsland – Eine antarktische Entdeckungsreise von Adwin de Kluyver.
Niemandsland schildert vordergründig die gescheiterte Antarktisreise des Japaners Nobu Shirase im Jahr 1912. Nur rudimentär und dazu auch noch fehlerhaft vorbereitet wird diese Antarktisreise angetreten. Bei der Ankunft in der Antarktis stellt die Expedition fest, dass dort bereits das Schiff der norwegischen Expedition um Roald Amundsen ankert, sie also zu spät angekommen sind, um den Südpol als Erste zu erreichen. Als „Alternativprogramm“ führte das japanische Team dann so brutale Tierexperimente vor Ort durch, dass selbst die Norweger entsetzt waren.
Als der Niederländer Adwin de Kluyver von dieser kaum bekannten Expedition erfuhr, spürte er ihr auf einem Segelschiff in die Antarktis nach.
Adwin de Kluyver verwebt die Geschichte der gescheiterten japanischen Expeditionsreise mit seiner eigenen und stellt in zahlreichen Kapiteln („Reisenotizen“ genannt) diverse andere historische Ereignisse nach, die mit der Antarktis zu tun haben. So entsteht ein über 300seitiges Kaleidoskop aus Geschichten, die sich mit dem eisigen Kontinent beschäftigen.
Das Buch ist voller Anekdoten, die diejenigen interessieren werden, die sich für den eisigen Kontinent begeistern. Ich dachte, ich hätte zum Thema schon einiges gelesen und war überrascht über die vielen neuen Informationen, die ich bei der Lektüre erhielt.
„Es war zweifellos die schlimmste Prüfung, die wir durchgestanden haben, seit wir den Bauch unserer Mütter verlassen haben“ – Novu Shirase im Jahr 1913.
Das Buch:
Adwin de Kluyver: Niemandsland – Eine antarktische Entdeckungsreise
Übersetzt von Bärbel Jänicke
mareverlag, Hamburg 2024
368 Seiten