Hier schreiben im Wechsel Autor:innen aus dem Rheinland über Sätze, die ihnen hängengeblieben sind. Heute: Lütfiye Güzel.
ich laufe. was für eine banalität. eine tief
sitzende angst vor der kompletten
auslöschung. und die große bitte darum.
synchron. ich schreibe. meine kunst versagt in
auswanderung. eine patrone der
überforderung. oder mine der müden
geisteshaltung. eine installation ist weiche
positionierung. ein gedichtband. ein karges
kopfschütteln. oder kapitulation in
versen. mein schwindelgefühl angesichts der
tot tot
totalitären systeme. ich denke die
einordnungen zuende. gefährdungen sind
existent. menschen wie restmüll in keinem
pilotprojekt. sich dem zu
stellen. und einzuknicken. was für eine
mentalität. ich kenne das museum.
die schweren bücher der geschichte. so
unerträglich. 23 km am tag. ich mache halbe
sachen. ein füttern. ein ziehen aus der
nase. parallel.
mit blick auf den schneeregen. eine einzige
jahreszeit. die zeitung auf den knien.
die schlagzeilen. so hässlich. zerbrechliche
beruhigung am wildschweingehege. in der
erinnerung die elterliche
unterwerfung. anpassung für die kinder. und so
weiter. die atmung immer richtung härte. die
fäuste
in den hostentaschen. das einzustecken. eine
biografie. die kanten mit system.
wieder ankreuzen. straßenseiten
wechseln. hochöfen und scheuermittel.
ich laufe. was für eine realität.
ohne den herzschlag einer gegenwehr bleibt
das
sterben sterben
seriell.
Lütfiye Güzel ist freie Autorin und lebt in Duisburg. Sie erhielt u.a. den Literaturpreis Ruhr 2017. Zuletzt erschien der Band "ich.soll.ruhiger.werden." (go-güzel-publishing).