In Deutschland kommen jedes Jahr mehr als zehntausend Neuerscheinungen auf den Markt. Wer kann da noch den Überblick behalten? Wir! Einmal im Monat empfehlen Literaturkenner*innen und Vielleser*innen aus unserem Netzwerk ein Buch, das sich lohnt. Warum? Das beantwortet der Fragebogen.
Bozena Badura, freie Literaturkritikerin und -wissenschaftlerin und unter anderem für die Moerser Gesellschaft zur Förderung des literarischen Lebens sowie den Literaturblog Das Debüt aktiv, empfiehlt im September Connect von Thea Mengeler.
Connect erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die zwar beruflich erfolgreich, unabhängig und sozial gut angebunden ist, dennoch nicht wirklich glücklich zu sein scheint. Auch wenn ihr Leben nach außen als ein Instagram-Beispiel für ein gelungenes Leben gelten könnte, fängt sie eines Tages an, nach dem wahren Sinn des Lebens zu suchen. Diesen findet sie in der Gruppierung Connect, zwischen Menschen, die sich für das wahre Leben, für das Leben im Einklang mit der Natur, abseits der Gesellschaft entscheiden.
Es geht in dem Roman nicht nur um die Suche nach dem „wahren“ Leben, sondern auch um die Frage der Selbstbestimmung: Darf man in der heutigen, von so vielen Zwängen getriebenen Gesellschaft (Stichwort: Cancel Culture) das machen, was man wirklich will, auch wenn dies nicht mit den vorherrschenden Überzeugungen übereinstimmt? Ab wann gilt eine Gruppierung der anders Lebenden als eine Sekte? Und wo verläuft die Grenze zwischen einem alternativen Lebensstil und einer völligen Spinnerei? Darf man heutzutage, in einer sich durch den medialen Zugang zu neuen digitalen Welten definierenden Gesellschaft, diesem digitalen Zwang und Drang ohne Konsequenzen absagen? Ist dieses alternative Leben wirklich eine „heile Welt“? Und last but not least behandelt dieses bemerkenswerte Romandebüt die Frage nach der individuellen Freiheit des Einzelnen.
„Deshalb möchte ich euch dazu einladen, während der heutigen Stunde eure Handys gedanklich auszuschalten und euch wirklich darauf zu konzentrieren, hier zu sein. Lasst euch nicht ablenken von Leuten, die vielleicht gerade auf dem Klo sitzen und euch aus Langeweile irgendein Video schicken.“
Ich würde sie z.B. nach ihrer Recherche zum Thema „Sekten“ ausfragen und mit ihr vor dem Hintergrund der Handlung des Romans über die Zukunft unserer ja immer medialer werdenden Gesellschaft sprechen. Da ich aber in der glücklichen Lage bin, die Autorin bald bei einer Lesung in Essen tatsächlich persönlich befragen zu können, habe ich noch viele weitere Fragen vorbereitet. Die Liste ist lang und ich bin sehr auf dieses Gespräch gespannt!
… gesellschaftskritische Literatur.
Die Lesung mit Thea Mengeler findet am 27. September um 19.30 Uhr im Essener Café Livres statt. Mehr Informationen finden Sie auf der Website unserer Kolleg*innen vom literaturgebiet.ruhr.
Das Buch:
Thea Mengeler: Connect
erschienen im Leykam Verlag
Graz 2022
304 Seiten
