Autor*innen-Porträts

Friedrich Wilhelm Hackländer

1. November 1816 – 6. Juli 1877

Friedrich Wilhelm Hackländer

Autor und Ort

Das Geburtshaus von Friedrich Wilhelm Hackländer, der 1816 im heutigen Aachener Ortsteil Burtscheid geboren wurde, stand in der Hauptstraße 51. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, an der Stelle befindet sich heute ein Spielplatz. Dort wurde zum 200. Geburtstag des Schriftstellers an einer Stützmauer eine Gedenktafel angebracht. Am Hauptbahnhof ist eine Straße nach ihm benannt. Hackländer wuchs nach dem Tod der Mutter und des Vaters bei verschiedenen Verwandten auf, darunter auch in (Wuppertal-)Elberfeld und Düsseldorf. Später zog es ihn nach Süddeutschland.

Leben und Werk

Friedrich Wilhelm Hackländer kam am 1. Oktober 1816 in dem heutigen Aachener Ortsteil Burtscheid als Sohn eines Lehrers zur Welt. Die Mutter starb zwei Monate nach seiner Geburt, der Vater im Dezember 1829. Nach zwei Jahren bei Verwandten in Düsseldorf trat er als Lehrling in ein Modewarengeschäft in Elberfeld ein. Seinem Abenteuerdrang folgend brach er die Lehre ab und bewarb sich um Aufnahme ins preußische Heer. Nach drei Jahren Dienst in der Artillerie beendete Hackländer seine militärische Laufbahn mit dem Unteroffizierspatent, da er keine weiteren Aufstiegschancen sah. Er arbeitete wieder einige Jahre für ein Modewarengeschäft in Barmen und schloss Bekanntschaft mit dem Vormärzdichter Ferdinand Freiligrath.

1840 ging Hackländer nach Stuttgart. Der Erfolg seiner 1841 erschienenen Bilder aus dem Soldatenleben im Frieden führten zu dem Entschluss, Schriftsteller zu werden. Wegen seiner Beschreibungskunst erhielt er die Einladung, an einer Orientreise teilzunehmen, über die er 1843 den Reisebericht Daguerreotypen verfasste. Hackländer bezog in diesem Werk als einer der ersten Schriftsteller das neue Medium der Fotografie mit ein. Daraufhin wurde Hackländer Sekretär des württembergischen Kronprinzen Karl, den er auf einer Bildungsreise durch Italien sowie 1846 zur Hochzeit mit der Zarentochter nach Sankt Petersburg begleitete. Anfang 1849 wurde Hackländer aus dem Dienst entlassen und reiste im Auftrag der Augsburger Allgemeinen Zeitung als Kriegsberichterstatter nach Italien ins Hauptquartier von Graf Radetzky. Auf die daraus hervorgehenden Bilder aus dem Soldatenleben im Kriege folgte dann ab 1850 eine Vielzahl an historischen und Reiseromanen, die aufgrund von Hackländers detaillierten Beschreibungen und seinem Interesse an zeitgenössischen technischen Entwicklungen wie der Fotografie, der Eisenbahn und dem gesamten Komplex der Industrialisierung von hohem kulturgeschichtlichem Wert sind.

Sein leichter und humoristischer Ton machte ihn zu einem erfolgreichen Autor, der bereits 1855 mit einer ersten Gesamtausgabe gewürdigt wurde. Kurz zuvor waren 1854 vier Bände Europäisches Sklavenleben erschienen, in denen Hackländer die vorindustriellen Arbeitsbedingungen schildert. Es folgten 1858 und 1863 die jeweils fünfbändigen Romane Der neue Don Quijote und Die dunkle Stunde. Von 1859 bis 1864 hatte Hackländer noch einmal ein öffentliches Amt inne, als ihn der württembergische König Wilhelm zum Bau- und Gartendirektor für das Stuttgarter Residenzschloss berief. Reiseberichte verfasste er weiter über den Besuch der Pariser Weltausstellung 1867 und die Eröffnung des Suezkanals 1869. Am 6. Juli 1877 starb Friedrich Wilhelm Hackländer in seinem Domizil in Leoni am Starnberger See.

Von Jürgen Egyptien

In den Katakomben (Novellenausschnitt)

Ja, geneigter Leser, es gab auch auf der Weltausstellung Katakomben, und wenn sie auch nicht als Begräbnisstätte dienten für Generationen verfolgter Christen oder edler Märtyrer, wie jene in der ewigen Roma, wenn sie auch nicht tausendfach sich kreuzend, nach allen Richtungen laufend, unterbrochen waren von Seitenräumen und Kapellen, wenn auch ihre Wände nicht, wie dort uns das rötlich glühende Fackellicht zeigt, bedeckt waren mit verblassten Bildern und zahllosen Inschriften, durch letztere andeutend, wen sie hier zur ewigen Ruhe niedergelegt, - wenn überhaupt die Katakomben der Weltausstellung keine vergänglichen Körper in sich schlossen, so bargen sie doch Blüten des menschlichen Geistes, die nicht zur vollständigen Reife gelangt waren, oder die, verkrüppelt und verkümmert, keine Hoffnung gaben auf genießbare Früchte.

Und in diese Katakomben hatte man Eduard Wengler getragen, hatte ihn dort auf einen Haufen Packleinwand gelegt und war gegangen, einen Arzt zu holen, dessen Erscheinen aber der Unglückliche nicht einmal abwartete, um wieder ins Leben zurückzukehren, wozu wohl, neben der kühlen Zugluft, die hier herrschte, auch ein starker Öl- und Farbenduft zugleich mit der kräftigen Natur des jungen Mannes beigetragen haben mochten. [...]

(aus: F. W. Hackländer: Letzte Novellen. Verlag Carl Krabbe, Stuttgart 1879, S. 269f.)