Autor*innen-Porträts

Karl Otto Götz

22. Februar 1914 – 19. August 2017

Karl Otto Götz
© Christoph Kreutzenbeck

Autor und Ort

Karl Otto Götz wurde 1914 im Aachener Stadtteil Burtscheid geboren, seit 2018 erinnert eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus in der Dammstraße 1-3 an den Maler und Lyriker. Sein erstes Atelier lag hinter der Frankenburg. Nachdem er 1935 Bilder im Schaufenster eines Schreibwarengeschäfts am Alexianergraben ausgestellt hatte, wurde er von den Nationalsozialisten mit einem Malverbot belegt. Ende der 50er Jahre wurde er Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie, wo unter anderen Gerhard Richter, Sigmar Polke und Gretel Haas-Gerber zu seinen Schülerinnen und Schülern zählten.

Leben und Werk

Karl Otto Götz, geboren am 22. Februar 1914, war ein Maler und Lyriker, der unter seinem Künstlernamen K. O. Götz bekannt wurde. Schon vor seiner Einschulung 1920 zeigte sich seine Neigung zum Malen. Ab 1924 besuchte Götz die Hindenburg-Oberrealschule, die er 1932 ohne Abschluss verließ. Er schrieb sich an der Kunstgewerbeschule ein und mietete mit zwei Mitschülern ein Atelier. Es entstanden neben Porträts und Landschaften erste abstrakte Arbeiten. Sein Versuch im Herbst 1935, als experimenteller Künstler der Reichskulturkammer beizutreten, endete mit der Erteilung eines Mal- und Ausstellungsverbots.

Ende 1936 erhielt Götz die Einberufung und kam zur Luftwaffe nach Gütersloh. Im Oktober wurde er als Unteroffizier aus dem Dienst entlassen und verbrachte zehn Monate bei einer befreundeten Familie in sächsischen Wurzen, wo er seinen künstlerischen und literarischen Interessen nachgehen konnte, unter anderem entdeckte er die französischen Symbolisten und die deutsche Dada-Literatur. Mit Kriegsausbruch wurde Götz erneut eingezogen und diente als technischer Ausbilder in Nordhausen im Harz. Anfang 1940 wurde Götz‘ Einheit nach Dresden verlegt, wo er sich ein Atelier einrichtete. Er kam in Kontakt mit dem Maler Otto Dix und dem Galeristen Heinrich Kühl, der sein Werk auch in der frühen Nachkriegszeit betreute. Im April 1941 musste Götz zum Telegraphenbau nach Norwegen, wo er bis Kriegsende blieb. Bei der Bombardierung von Dresden im Februar 1945 ging fast sein gesamtes künstlerisches Werk verloren.

Bei einer Reise nach Oslo konnte Götz Verbindung zu Vertretern der Künstlergruppe „CoBra“ aufnehmen, der er ab 1949 als einziger Deutscher angehörte. Götz hatte bereits 1947 ihre Aufmerksamkeit durch eine Ausstellung in Paris erregt. Er entwickelte sich zu einem Mittler zwischen der französischen und deutschen Kunstszene. 1950 zog Götz nach Frankfurt am Main und machte zusammen mit Bernard Schultze die Zimmergalerie Franck zu einem Zentrum der Informel-Malerei. In den Jahren 1948 bis 1953 gab Götz die Zeitschrift META heraus, in der er zeitgenössische Kunst und Literatur präsentierte und unter anderem Gedichte von Paul Celan druckte. 1952 entdeckte Götz als Maler die Rakeltechnik. Er war in vielen Ausstellungen vertreten und erhielt 1959 eine Professur für Freie Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf, die er bis 1979 innehatte. In seiner Zeit in Wolfenacker im Westerwald, wo er seit 1975 lebte, wandte er sich stärker dem Schreiben zu. 1983 veröffentlichte er eine über tausend Seiten umfassende Autobiografie, die ihn als fesselnden und humorvollen Erzähler ausweist. Sie wurde 1993 bis 1995 in drei Bänden neu aufgelegt und 1999 durch einen vierten Band ergänzt, der sein ereignisreiches Leben als global vernetzter Künstler bis kurz vor der Jahrtausendwende dokumentiert. Von 1985 bis zu seinem Tod 2017 erschienen etwa zehn Gedichtbände, die Götz als einen Vertreter der surrealistischen Lyrik zeigen. Sein Schreibstil ist erkennbar geprägt von der Dynamik und Farbigkeit seiner künstlerischen Arbeitsweise.

Von Jürgen Egyptien

Vogelkugel

Ein harter, lauter Paukenschlag
wird von einem Blitz gespalten.
Kein Donner folgt,
sondern ein verbotenes Gezwitscher.

Ein Schwarm von kleinen, weißen Vögeln
fliegt wahllos durcheinander.
Plötzlich schrumpft der Vogelschwarm.
Er konzentriert sich auf die Mitte
und bildet eine Kugel.

Bei einem Gewehrschuss hinter ihr
platzt sie auf
und wird zum Trichter.
Aus ihm ertönt ein schrecklich-lautes Lachen,
welches den Vogeltrichter überzieht.

Bei einem zweiten Schuss
entfernt sich langsam diese Szene,
bis sie schneller wird
und dann erlöscht.

(aus: Karl Otto Götz: Freiheitstropfen. Gedichte. AWD, Alsdorf 2005, S. 13.)